Deutschland spricht sich plötzlich für europäisches Benzinfahrverbot aus | Auto

Die Deutschen drohen damit, das europäische Verkaufsverbot für Benzinautos ab 2035 zu torpedieren. Für „das Exportland Deutschland“ ist die Technik des Verbrennungsmotors laut Bundesfinanzminister Christian Lindner unverzichtbar.

Ein komplettes europäisches Verbot des Verbrennungsmotors sei für Deutschland nicht verhandelbar, sagt Christian Lindner, deutscher Finanzminister der FDP (Freie Demokratische Partei). „Unser Ziel ist es, dass neue Autos mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 zugelassen werden“, sagte Lindner am Donnerstag gegenüber deutschen Medien.

In Brüssel, aber auch in Deutschland selbst, kam das Vorgehen der FDP überraschend. Die Entscheidung, ab 2035 keine klimaschädlichen Neuwagen mehr zuzulassen, ist praktisch getroffen. Die Europäische Kommission hat den Vorschlag im Juli 2021 vorgelegt, die 27 Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament haben im vergangenen Oktober zugestimmt. Auch Deutschland mit Unterstützung der FDP. Die Entscheidung musste nur noch formell eingeschlagen werden. Das stand am kommenden Dienstag auf dem Programm. Ausgeschlossen ist nun: Die Bundesregierung muss zunächst intern Ordnung schaffen und zu einer einstimmigen Position kommen, hieß es aus Brüssel. Hoffentlich passiert das noch diesen Monat. Ohne Deutschland gibt es nicht genug Unterstützung für die neue Gesetzgebung.

Profil als Autoparty

Nach einer Reihe von Wahlniederlagen, darunter eine brutale Prügelstrafe in Berlin im vergangenen Monat, versuchen Deutschlands Liberale, sich als Deutschlands Autopartei zu etablieren. Diese Neupositionierung sorgte bei Koalitionspartner De Groenen für großen Unmut. Die Parteien zerreißen sich gegenseitig, während die SPD von Bundeskanzler Scholz oft schweigend zuschaut und, so Kritiker, den internen Streit eskalieren lässt.

Umweltministerin Steffi Lemke, Mitglied von De Groenen, forderte Scholz auf, einzugreifen und die FDP zur Ordnung zu rufen. „Von der Kanzlerin erwarte ich auch aus Sicht der Beschäftigung und des Klimaschutzes, dass Deutschland Brüssel nicht im Wege steht“, sagte Lemke. Tagesspiegel.

Der Plädoyer der FDP betrifft nicht alle Benzin- und Dieselautos, sondern nur Fahrzeuge, die mit synthetischen Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels, betrieben werden. Diese Autos sollen auch in zwölf Jahren noch auf deutschen Straßen fahren können, sagt Lindner. Vor allem aber sei es notwendig, „dass technologisches Wissen in einem Exportland wie Deutschland erhalten bleibt“, so der Minister, der sich zum Fürsprecher der deutschen Automobilindustrie entwickelt hat.

Lindner, der neben seiner Tätigkeit als Minister auch Vorsitzender der liberalen FDP ist, unterstützt seinen Parteikollegen Verkehrsminister Volkert Wissing, der der Kommission bereits wenige Tage zuvor vorgeworfen hatte, keine „klimafreundlichen“ Vorschläge vorzulegen. Alternativen zu Diesel und Benzin.

Überraschung in Brüssel

Überraschung herrscht in Brüssel. „Diese Regeln verbieten Autos nicht. Sie fordern, dass Neuwagen bis 2035 emissionsfrei sein sollen. Alle Autohersteller tun dies über Elektroautos, einige auch mit Wasserstoff. Aber die Kommission genehmigt es mit jeder Technologie“, erklärt ein europäischer Beamter. Zudem sei der deutsche Einspruch „sehr spät“ gekommen.

Obwohl E-Fuels in Deutschland stark subventioniert werden – 1,6 Milliarden Euro über drei Jahre – sind synthetische Kraftstoffe längst nicht unangefochten. In vielen Fällen ist die Menge an CO2, die trotz des Versprechens, klimaneutral zu sein, freigesetzt wird, unklar. Zudem kostet die Herstellung von E-Fuels viel Strom.

Tritt dem Gespräch bei.

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