BERLIN (dpa-AFX) – Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat bei der Diskussion um den geplanten Ausstieg aus neuen Autos mit Verbrennungsmotor in der EU ab 2035 die Vorteile synthetischer Kraftstoffe (E-Fuels) unterstrichen. „Wir brauchen E-Fuels, weil es für unsere Bestandsflotte keine Alternative gibt, klimaneutral zu fahren“, sagte er am Mittwoch im „Morgenmagazin“ der ARD. Wer klimaneutrale Mobilität ernst nimmt, sollte sich alle technologischen Optionen offen halten. Dazu gehören auch Verbrennungsmotoren, die elektronische Kraftstoffe nutzen.
„Wenn wir große Mengen an E-Fuels benötigen, um die Klimaneutralität der bestehenden Fahrzeugflotte aufrechtzuerhalten, spricht alles dafür, Verbrennungsmotoren nach 2035 zuzulassen, wenn sie ausschließlich mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden“, sagt Wissing.
Der FDP-Politiker hatte am Dienstag damit gedroht, das geplante Ende der Zulassung von Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU nicht zu akzeptieren. Die Europäische Kommission muss ihre Versprechen halten. Diese soll die Zulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren nach 2035 ermöglichen, wenn sie nachweislich mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Die Brüsseler Regierung muss einen entsprechenden Regulierungsvorschlag machen – sonst wird Deutschland nicht zustimmen.
Die Grünen übten daraufhin Kritik. Die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schäfer sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Autolobby treibe Wissing und die FDP davon. Sie sagte, es gebe ein Kompromissdokument der Bundesregierung mit einem Prüfauftrag für E-Fuels. Wissing hatte kein Mandat zu verkünden, dass Deutschland einem Ausstieg aus Verbrennungsmotoren nicht zustimmen könne.
„Die Debatte um den Einsatz von E-Fuels im Pkw ist angesichts der Energieintensität ihrer Produktion und ihres Technikglaubens reines Wunschdenken der Verbrennungsfetischisten“, sagte Schaefer. „Dass die FDP diesen Wählerkreis ins Visier nimmt, zeigt, dass sie sich angesichts sinkender Stimmenzahlen immer weniger mit der Bewältigung der Klimakrise beschäftigt.“
Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) unterstützte Wissing hingegen. „Wir brauchen alle klimafreundlichen Technologien, um die EU-Klimaziele zu erreichen“, sagte VDA-Geschäftsführerin Hildegard Müller. Da E-Fuels für die Klimabilanz bereits zugelassener Verbrennungsmotoren wichtig sind, muss die Debatte neu eröffnet werden. Der Ball lag nun bei der Kommission./jcf/DP/tih
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