Ende letzten Jahres wurden Solarautos von der Europäischen Union offiziell als „vollständig erneuerbare Energiequelle“ anerkannt. Aber es sieht nicht so aus, als ob die Europäer in absehbarer Zeit ein solches Auto fahren können. Nach sieben Jahren und Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe ist nun auch für das Solarauto der deutschen Firma Sono Motors der Vorhang gefallen.
Die Produktion und der Verkauf des niederländischen Solarautos Lightyear 0 wurden kürzlich wegen Geldmangels eingestellt. Helmonds Firma versucht nun mit neuen Investoren einen Neuanfang zu wagen, um das Lightyear 2 schließlich als „billiger“ zu vermarkten.
Auch die deutsche Sono Motors entwickelt seit 2016 ein Elektroauto, das teilweise mit Solarenergie fahren kann. Wie bei Lightyear ist das Auto weitgehend mit Sonnenkollektoren bedeckt. Im vergangenen Monat wurde deutlich, dass noch mindestens 105 Millionen Euro benötigt werden, um sich über Wasser zu halten. Nicht mehr als 90 Prozent davon kamen an. Grund genug für das Unternehmen, das „bezahlbare“ Solarauto-Projekt Sion aufzugeben.
Das bringt etwa 300 Mitarbeiter auf die Straße. Die Muttergesellschaft Sono Group wird fortbestehen und ihre Solarzellentechnologie an Bus- und Lkw-Hersteller wie MAN, Mitsubishi und Scania liefern.
Die Solarmodule könnten jede Woche 112 Kilometer zusätzliche Reichweite bieten.
45.000 Autos waren bereits bestellt
„Trotz über 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion hat es nicht funktioniert“, resümiert CEO und Mitgründer Laurin Hahn. Seinen Worten nach seien „besonders in den Anfängen von Sono Motors“ Entscheidungen getroffen worden, die dem Unternehmen bis heute Sorgen bereiten. „Jegliche Verzögerungen aufgrund von Fundraising oder anderen Faktoren wirkten sich auf die Entwicklung von Sion und damit auf den Zeitplan aus, was uns zwang, mehr Geld zu sammeln.“
Sono Motors hat sich nicht über das Interesse beschwert. Etwa 22.000 Menschen haben eine Anzahlung geleistet. Die anderen sind gewerbliche Kunden, die eine unverbindliche Reservierung vorgenommen haben.
Das erste Modell, der Sono Sion, hätte 2018 in Produktion gehen sollen. Und obwohl das Auto zunächst als „erschwinglich“ beworben wurde, ist der erwartete Verkaufspreis mittlerweile auf 29.900 Euro gestiegen. Auf jeden Fall war es immer noch deutlich günstiger als das Lightyear 0, das nach einer skurrilen Preiserhöhung Mitte letzten Jahres nicht weniger als 250.000 Euro hätte kosten sollen.
Der Gepäckraum des Sono Sion ist enorm
Durch die Nutzung von Solarenergie können die Kilometerkosten eines Solarautos geringer sein als die eines normalen Elektroautos. Der Sion zeichnet sich auch durch eine eher rechteckige Karosserie aus, die ein überraschendes Innenraumvolumen hervorruft. Es ist 4,47 Meter lang und 2,08 Meter breit. Sein 54-kWh-Akku verspricht eine Reichweite von 305 Kilometern.
Die Solarmodule könnten jede Woche 112 Kilometer zusätzliche Reichweite liefern, vorausgesetzt, die Sonne spielt ein wenig mit. Besonders sein Kofferraumvolumen von 650 Litern ist für ein Auto dieser Größe enorm.
Besonders ist auch, dass Sono Motors Islandmoos für die Innenraumluftfilterung verwenden wollte. Dieser Schaumstoff befindet sich hinter einer durchsichtigen Kunststoffplatte, sodass Sie ihn im Armaturenbrett deutlich sehen können.
Wer einen Sion bestellt und bereits per Vorkasse bezahlt hat, erhält laut Hersteller die garantierte Summe innerhalb von zwei Jahren. In mehreren Raten, ergänzt um einen Bonus von 5 Prozent. Auch Sono Motors hatte unter anderem Crowdfunding genutzt. Das Unternehmen sagt, dass jeder, der im Rahmen des seit Dezember 2022 laufenden Rettungspakets eine Investition getätigt hat, auch sein Geld zurückbekommt.
Das Lightyear 2 soll rund 40.000 Euro kosten
In der Zwischenzeit versucht Lightyear, wieder auf die Beine zu kommen. Investoren haben 8 Millionen Euro zugesagt, aber das reicht nicht, um Solarautos in Produktion zu bringen. Weil Lightyear in diesem Jahr weitgehend bankrott ging, waren die Arbeitsplätze von etwa 600 Menschen gefährdet.
Das geplante Lightyear 2 ist ein komplett neues Modell, das kleiner und deutlich günstiger als das inzwischen eingestellte Lightyear 0 ausfallen soll. Das Lightyear 2 soll rund 40.000 Euro kosten. Ein so niedriger Preis ist nur zu erzielen, wenn auch viele Autos verkauft werden. Schließlich ist es eine Voraussetzung, profitabel zu sein.
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