Raphaela Vogel (Nürnberg, 1988) verwandelt Melkmaschinen, verlassene Modelle berühmter Wahrzeichen und Videos von sich selbst auf der Rutsche in neue Kunstwerke. Jetzt hat der junge deutsche Künstler eine Einzelausstellung in Tilburg.
Zehn Giraffen werden vorgespannt, um einen Karren zu ziehen. Sie werden Sie im ersten Raum des De Pont Museums in Tilburg treffen. Die Giraffen sind fast lebensgroß und aus geformten weißen Plastikteilen konstruiert, als wären sie Krebstiere. Es sieht aus wie im Märchen, das rosa Ding auf dem Karren dahinter könnte der Giraffentreiber sein.
Bis du näher kommst. Es entpuppt sich als anatomisches Modell des männlichen Geschlechtsorgans und seiner Umgebung, weiße Texttafeln nennen die Teile, auf Deutsch: ‚Schambein‚, ‚Hoden‚, ‚Eichel‚. Erst dann merkt man, dass nicht alles so gesund aussieht. Es gibt Genitalwarzen und ein rotes Wachstum (‚Karzinom‚) am Penis befindet sich ein Schlauchsystem, mit dem etwas in den Penis eingeführt werden kann, ein ‚Schwellkörperimplantat‚, oder Hilfe bei Erektionsproblemen.
Dieser Wagen wurde von der deutschen Künstlerin Raphaela Vogel hergestellt. Sie nannte es Arbeit Konnen und Mussen, und beginnt mit einer Anspielung auf den königlichen Status, den die Gesellschaft den Männern zuschreibt. Gleichzeitig kann man es auch als Reflexion des Künstlers selbst als Künstler sehen: Er muss immer wieder aufs Neue performen und liefern, auch wenn das nicht immer möglich ist.
Finden Sie die richtige Form
Vogel studierte in Nürnberg, Frankfurt und an den Amsterdamer Werkstätten. Sie hatte bereits kleine Ausstellungen in München und die Giraffenkutsche war letztes Jahr sogar auf der Biennale in Venedig. Kran in De Pont ist seine erste große Einzelausstellung. Sie folgen der Künstlerin bei ihrer Suche nach der richtigen Form: In Videos aus dem Jahr 2011 sehen Sie, wie sie mit der Videokamera experimentiert und wie sie ihre eigenen Erfahrungen festhalten kann.
Deutlich monumentaler wird es im größten Raum des Museums. Etwas verloren stehen dort die Freiheitsstatue in New York, die Siegessäule in Berlin und der Arc de Triomphe in Paris, verbunden durch Rohre, die eine Verbindung suggerieren. Es seien ausrangierte maßstabsgetreue Modelle westlicher Triumphstatuen, die auch besser in ein Museum passen könnten, scheint Vogel vorzuschlagen. Mit etwas Mühe sieht man Vogel selbst auf einer Videoleinwand: Sie klettert mit der Kamera auf einen Baukran, um sich und ihre Umgebung mit einer 360-Grad-Kamera aufzunehmen. Dies ist eine Anspielung auf einen Film von 1985, der auch in De Pont zu sehen ist. Die Künstlerin Helke Sander filmt in diesem Film eine Mutter, die mit zwei Kindern in einen Baukran steigt und zu springen droht, wenn sie keine bezahlbare Wohnung bekommt.
Der Baukran steht für Vogel in vielen Bereichen für die Möglichkeit der Veränderung. Der Titel der Ausstellung lautet daher Kran, eine Kombination aus der niederländischen und deutschen (mit a) Schreibweise des Wortes. Es ist auch ein Hinweis auf die Buchstaben A, die in der Konstruktion des Krans versteckt sind.
gelber Sportwagen
Nicht alle Bücher sind leicht zu lesen. In einem anderen Raum dreht sich zum Beispiel ein gelber Sportwagen. Aus den Scheinwerfern projiziert es Filmbilder auf die umgebenden Wände, die aufgrund der Anhäufung von Spezialeffekten schwer zu verfolgen sind. Als ob Vogel mehr meinte, als auf diese Weise möglich ist.
Viel verständlicher Gebärmutter, ein Raum, in dem man erst an einer Batterie von Melkmaschinen vorbeigehen muss, um einen Film zu sehen. In diesem sehen wir Vogel selbst, gefilmt, wie sie eine Wasserrutsche hinunterrutscht, eine nie endende klaustrophobische Erfahrung. Manchmal hält sie eine Puppe in den Händen, wie auf einer Reise in ein neues Leben. Vogel kritisiert den Stolz, mit dem wir Tier- und Menschenleben behandeln, spricht aber auch von der Zwangsjacke, in die sie sich als Frau und Künstlerin gezwungen fühlt.
Vogel macht in seiner Arbeit Platz für die Unbequemlichkeiten und Unvollkommenheiten unserer Zeit, Dinge, die nicht immer gerne zur Kenntnis genommen werden. Aber sie ergeben gerade wegen ihrer humorvollen Wendung und unerwarteten Assoziationen ein faszinierendes Kunstwerk.
★★★ Raphaela Vogel, ‚Kraaan‘, zu sehen bis 27. August um Das Brückenmuseum in Tilburg.
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