Niederländische Startups verlieren zunehmend finanziell an ausländische Konkurrenten. Dies ist eine der Schlussfolgerungen der jüngsten jährlichen Umfrage von Techleap. Den Forschern zufolge ist ein konkreter Ansatz für die niederländische Tech-Startup-Branche erforderlich.
Die Zahl der Investitionen in niederländische Tech-Startups ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu Wettbewerbern aus den umliegenden europäischen Ländern, den USA und Asien zurückgegangen. Das ist das Fazit der Interessengemeinschaft niederländischer Tech-Startups in seinem State of Dutch Tech 2023-Bericht.
Insgesamt wurde 2022 halb so viel Kapital in niederländische Tech-Startups investiert wie 2021. Laut Techleap betrug die durchschnittliche Investition nur 0,26 Millionen Euro pro Startup. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Euro investiert.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinken niederländische Investitionen deutlich hinterher. In Schweden werden 0,90 Millionen Euro pro Startup investiert, in Frankreich und Großbritannien 0,67 Millionen Euro und in Deutschland 0,55 Millionen Euro pro Startup.
Keine Mitarbeiter und fast keine Spin-Offs
Ein weiterer besorgniserregender Trend, der niederländische Startups betrifft, sind die schwer zu besetzenden Tech-Jobs in unserem Land. Laut Forschern gehören die Niederlande zu den Top 3 der europäischen Länder, in denen Tech-Jobs schwer zu besetzen sind. 59 % aller Tech-Jobs sind mittlerweile schwer zu besetzen. In den Niederlanden dauert es durchschnittlich 60 Tage, bis eine Technikerstelle besetzt ist.
Die jüngsten großen Entlassungsrunden bei verschiedenen Technologieunternehmen scheinen diesen Abwärtstrend nicht voranzutreiben. Der Anteil der unbesetzten Tech-Jobs steigt laut dem Jahresbericht der Interessengemeinschaft weiter an. Auch in Bezug auf die Mitarbeitervielfalt in niederländischen Tech-Startups gibt es Raum für Verbesserungen.
Der Jahresrückblick stellt auch fest, dass nur wenige Tech-Startups in den Niederlanden aus den Entwicklungsaktivitäten wissenschaftlicher Einrichtungen hervorgegangen sind. Diese Spin-offs sind nützlich für die Entwicklung sogenannter „Deep Technology“ oder wissensintensiver Technologien mit potenziell großen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen.
Niederländische Spin-offs überleben lange, wachsen aber langsam. Etwa 80 % dieser Startup-Typen sind nach 10 Jahren noch aktiv, aber klein geblieben. Denken Sie an maximal 10 Mitarbeiter. Viele dieser Startups haben oft eine lange Vorlaufzeit und können mangels ausreichender Unterstützung und Kapital nicht schnell skalieren.
Mehr Startups in der Region
Erfreulicherweise sehen auch die Teachleap-Forscher eine positive Entwicklung. Die Zahl der aktiven Tech-Startups außerhalb der Randstad oder des Brainport in Eindhoven wächst. Die Mehrheit der niederländischen Tech-Startups ist immer noch in den letztgenannten Regionen aktiv, aber Tech-Startups siedeln sich zunehmend in den Provinzen Utrecht, Groningen und Limburg an.
Messungen
Die Forscher geben natürlich eine Reihe von Empfehlungen, die das Klima für niederländische Tech-Start-ups verbessern sollten. Insbesondere das Geschäftsklima muss verbessert werden. Auch Entwicklungen in Bereichen wie Klima, Gesundheit, Sicherheit und Energie sollten Beachtung finden. Dies sind gesellschaftliche Themen, bei denen niederländische Startups und Scale-Ups häufiger eine Rolle spielen können.
„Die Niederlande müssen ein Technologieland sein wollen. Jeder Sektor hat sein eigenes „Tesla“, bunq, Picnic oder Moderna. Technologie ist sehr strategisch geworden und Unternehmer haben einen wachsenden Einfluss in allen Sektoren. Aus diesem Grund muss Technologie auf allen Ebenen Teil der Wirtschafts- und Industriepolitik sein“, sagte Constantijn van Oranje, Sonderbeauftragter von Techleap, in einem Kommentar.
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