SEEON (dpa-AFX) – Die CSU im Bundestag hat die Ampelkoalition gebeten, der Ukraine neben Schützenpanzern auch Kampfpanzer Leopard I und II zu liefern. Die nun beschlossene Auslieferung der Schützenpanzer Marder sei das eine, sagte CSU-Landesfraktionschef Alexander Dobrindt am Freitag zum Auftakt einer Klausurtagung im bayerischen Kloster Seeon. „Aber die zweite Stufe muss auch kommen.“ Er sagte, Deutschland solle auch das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine mit Leopardenlieferungen unterstützen – und zwar unabhängig davon, ob verbündete Staaten dies ebenfalls tun.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe die Chance gehabt, einzuspringen und den Leoparden selbst vorzustellen, sagte Dobrindt, der Scholz erneut Zögern vorwarf. „Es ist immer das gleiche Muster: Die Leute warten zu lange – bis zu einem Punkt, an dem sie politisch nichts mehr tun können. Und erst dann handeln wir. Ich denke, in Europa wird das Führungsdeutsch zu Recht als etwas anderes verstanden.“ Den Leopard I könnte die Rüstungsindustrie aus ihren Beständen liefern, den moderneren Leopard II die Bundeswehr aus ihren Depots.
Dobrindt plädierte auch dafür, ukrainische Soldaten bereits auf beiden Panzern auszubilden. „Je früher, desto besser“, sagte er.
Nach langem Warten beschloss die Bundesregierung, die Ukraine auch mit Marder-Schützenpanzern zu beliefern. Sie müssen in den ersten drei Monaten dieses Jahres an das von Russland angegriffene Land übergeben werden. Rund 40 von ihnen seien beteiligt, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin.
Marders Lieferung in die Ukraine sei eine „gute Entscheidung“, sagte Professor Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München vor der Klausurtagung. „Die Ukraine wird höchstwahrscheinlich im Frühjahr wieder Offensiven und Gegenoffensiven starten. Dann ist es entscheidend, Geschwindigkeit und Schutz für die eigenen Soldaten zu haben. Und das bietet der Marder.“
Die Entscheidung komme jedoch zu spät, sagte er. „Meiner Meinung nach hätte im Sommer alles fertig sein können. Dann wäre die Ukraine militärisch in einer anderen Position als jetzt“, sagt Masala. Deutschland hat damit ein Tabu gebrochen, das es sich selbst auferlegt hatte. Jetzt sei die Diskussion offen, um gegebenenfalls über die Lieferung neuer Waffensysteme zu entscheiden. „Konkret handelt es sich um Kampfpanzer, aber auch um ehemalige sowjetische MiG-29-Kampfflugzeuge, die noch immer bei osteuropäischen Verbündeten im Einsatz sind“, sagte Masala.
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