Beerbaum gibt Spiegel langes Interview: „Kritik am Pferdesport ist nicht falsch“

Der deutsche Spitzenreiter Ludger Beerbaum ist erstmals dabei ein langes Vorstellungsgespräch zur RTL-Reportage Januar 2022 über die Ausbildungsmethoden im Stall Beerbaum. Beerbaum beantwortet Spiegels Fragen offen und ausführlich, teilt seine Vision vom (Hoch-)Sport mit Pferden (und die Gesellschaftskritik daran) und übt im Interview scharfe Kritik an FN und FEI.

In dem Interview geht Beerbaum auf die gezeigten Bilder ein, die seiner Meinung nach „hässlich aussehen können, insbesondere für Nicht-Pferde, die das Gezeigte nicht genau einschätzen können“. Darüber hinaus spricht der deutsche Spitzenfahrer auch ausführlich über „Anfassen“, wie es laut FN bis zu diesem Jahr erlaubt war.

Beerbaum verteidigt diese Methode (die er selten und nur bei älteren Pferden, die etwas an Vorsicht verloren haben, angewendet hat), kann aber auch damit leben, dass sie mittlerweile verboten ist. „Heute leben wir damit, dass nur Pferde erfolgreich sind, die von Natur aus sehr vorsichtig sind und dass auch ältere Pferde ab und zu mal einen Fehler machen.“

Kritik an FN und FEI

Beerbaum kritisiert den Umgang der FN und der FEI mit diesem Thema. „Ich wünschte, wir hätten die Macht, unseren Sport und seine Regeln zu interpretieren. Ich habe das Gefühl, dass die Gewerkschaften von der Öffentlichkeit geleitet werden. Alle Trainingsmethoden und Hilfsmittel, einschließlich Peitschen, Sporen, Zaumzeug und Sättel, werden schließlich von der Gesellschaft in Frage gestellt. Sie haben Farbe zu bekennen und zu erklären.

Die FN und die FEI distanzierten sich schnell von Beerbaum. Das FN-Disziplinarverfahren läuft nach fast einem Jahr noch, im Gegensatz zu den kurz nach der Ausstrahlung eingestellten strafrechtlichen Ermittlungen. „Es kann ein Problem sein, dass die Einstellung des Disziplinarverfahrens für mich keine Option ist, ich will einen Freispruch.“

Die Kritik am Pferdesport ist nicht falsch

Auch der Spiegel hat mit Beerbaum ein langes Gespräch über Gesellschaftskritik am Pferdesport. Beerbaum hält diese Kritik nicht für falsch. „Es liegt in unserer Verantwortung, offensiv zu erklären, was wir tun. Aber ich denke nicht, dass es so schlimm ist. Das wird dazu führen, dass wir unser Handeln besser überdenken und dem, was wir tun, mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.

Reitsport ist und bleibt für Beerbaum ethisch vertretbar. „Pferde haben immer mit Menschen gearbeitet, sie geführt, und jetzt ist der Sport das, was von dieser Geschichte übrig geblieben ist. Die Zucht hat Generationen von Sportpferden hervorgebracht, die nicht nur auf die Weide wollen. Diese modernen Pferde wollen sich bewegen, trainieren und auch springen.

Unsicherheit über die olympische Zukunft des Pferdesports

Beerbaum spricht auch über die Zukunft des Reitsports als olympische Sportart, beziehungsweise vor allem die Ungewissheit darüber. „Die Frage, ob der Reitsport aus dem Programm genommen wird, ist nicht neu und hat vor allem mit Kosten zu tun. Pferdesport bei Olympia ist sehr teuer. Pferde sollten zu Turnieren eingeflogen, Ställe und Einrichtungen eigens dafür gebaut und möglicherweise nicht mehr genutzt werden. Natürlich spielt auch die gesellschaftliche Akzeptanz eine Rolle. Dafür sind wir Pferdesportler sicherlich verantwortlich.

Lesen Sie hier das vollständige Interview

Adelhard Simon

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