ANF ​​Wohnungsdurchsuchungen in Nürnberg und Hannover, Tahir Köcer festgenommen

Der Rechtshilfefonds AZADÎ eV veröffentlichte am Donnerstag Details zu Hausdurchsuchungen in Nürnberg und Hannover und der Festnahme des kurdischen Aktivisten Tahir Köcer: „Am Morgen des 22. Dezember 2022 hat die Polizei unter Führung des LKA Bayern zwei Wohnungen ausgegraben und die Meyda Volkshaus in Nürnberg und eine Wohnung in Hannover. Sie hat den kurdischen Aktivisten Tahir Köcer in Nürnberg festgenommen. Nachdem der Ermittlungsrichter am Oberlandesgericht München den Haftbefehl erlassen hatte, wurde Tahir Köcer in Gewahrsam genommen und der JVA München überstellt. Nach aktuellen Informationen führt die Staatsanwaltschaft München gegen ihn ein Ermittlungsverfahren nach §§ 129a, 129b StGB wegen angeblicher Mitgliedschaft oder Unterstützung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

AZADÎ eV berichtet über den Verlauf der Durchsuchungen: „Am frühen Morgen hatte die Polizei Zutritt zum Grundstück. Sie brach in eine der Privatwohnungen ein, weil die Familie bereits im Weihnachtsurlaub war. In der anderen Wohnung fand sie nur zwei Minderjährige und machte sich auf die Suche, obwohl die Erziehungsberechtigten noch nicht da waren. Sie beschlagnahmten Unterlagen, technische Geräte und ähnliches aus allen Wohnungen und aus dem Gebäude des Vereins Medya Volkshaus eV.

„Einer der wichtigsten Vertreter der kurdischen Community“

Tahir Köcer, 57, festgenommen laut AZADÎ eV, engagiert sich in der Bundesrepublik Deutschland seit Jahren politisch für die Interessen der Kurden, laut AZADÎ eV: „Er ist Mitglied des Nationalkongresses Kurdistans (KNK) , die Persönlichkeiten der kurdischen Gesellschaft auf der ganzen Welt vertritt, um die Suche nach einer gemeinsamen kurdischen Stimme über religiöse, kulturelle, sprachliche und politische Unterschiede hinweg zu diskutieren. Tahir Köcer war bis Juni 2021 Co-Präsident der nationalen Konföderation kurdischer Organisationen KON-MED und damit einer der wichtigsten Vertreter der kurdischen Gemeinschaft in Deutschland und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.

Wegen seiner Bemühungen sah er sich wiederholt Repressionen und Einschüchterungen ausgesetzt. 2019 wurde er von der AG Braunschweig wegen angeblicher Nutzung von „Bijî Serok Apo!“ verurteilt. (kurdisch für: „Lang lebe Präsident Apo!“) hätte bei einer Demonstration für die Freiheit von Abdullah Öcalan geschrien. Im März dieses Jahres ließ das Landgericht Lüneburg die Anklage gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Aktivitätsverbot der PKK fallen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn angeklagt, bei einer Kundgebung eine Rede gehalten zu haben. Auch Tahir Köcer wurde wiederholt von deutschen Gerichten, die türkischen Behörden Amtshilfe leisteten, vorgeladen und wegen des Vorwurfs der Beleidigung von Tayyip Erdoğan verhört.

Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen mit der Kriminalisierung der kurdischen Bewegung in Deutschland sprach Tahir Köcer auf einer von AZADÎ 2020 organisierten Regionalkonferenz in Hannover sowie auf dem Forum 28 Jahre PKK-Verbot – Jetztreden wir! im Juni dieses Jahres in Berlin.

Zehn Aktivisten in deutschen Gefängnissen

Tahir Köcer ist der zehnte kurdische Aktivist, der derzeit in Deutschland inhaftiert ist. Seit der BGH im Jahr 2010 entschieden hat, dass die PKK als „terroristische Vereinigung im Ausland“ gemäß §§ 129a, 129b StGB strafrechtlich verfolgt werden soll, wurden mehrere kurdische Aktivisten der PKK-Zugehörigkeit oder -Unterstützung bezichtigt und festgenommen.

„Ohne deutsche Unterstützung wäre Erdogan schon längst ausgeschieden“

Die jüngsten Hausdurchsuchungen und die Verhaftung von Tahir Köcer bestärken die Einschätzung von AZADI, dass Deutschland sein Vorgehen gegen die kurdische Bewegung nach Türkei-Besuchen von Bundesanwalt Peter Frank im Juli und Bundesinnenministerin Nancy Faeser im November dieses Jahres verstärken wird.

„Auf diese Weise kommen die Bundesregierung – ein Ermittlungsverfahren nach § 129b StGB bedarf immer der Ermächtigung des Bundesjustizministeriums – und die deutsche Justiz mit ihrem Nato-Partner Türkei unter dem AKP/MHP-Regime zu einer Einigung . Das Regime in Ankara hat in den vergangenen Wochen auch Maßnahmen gegen die Opposition und insbesondere die kurdische Bewegung ergriffen, um diese im Vorfeld der Parlamentswahlen 2023 zu schwächen und demokratische Wahlen zu verhindern. Ohne die jahrelange Unterstützung Deutschlands wäre das Regime Erdoğans längst gestürzt worden“, sagt der Kölner Rechtshilfeverein AZADÎ eV.

Adelbert Eichel

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