In den Städten der Niederlande gibt es stationäre lebende Statuen auf der Straße. In Kinshasa haben Sie lebendige Bilder in Bewegung. Performance-Künstler tragen Kostüme aus Fetzen; Jedes Kostüm erzählt seine eigene Geschichte. Zum Beispiel geht Shaka Fumukabaka in einem Kostüm spazieren, das er aus weggeworfenen und unvollständigen Plastikpuppen gemacht hat. Höckerköpfe, Beine, Arme bilden zusammen das Kostüm. „Damit mache ich Leuten Angst“, sagte er dem Deutschen Fernsehen. ARD. „Es ist die Angst, die ich als Kind während des Krieges im Ostkongo gespürt habe. Krieg ist ein Monster, das ich immer bei mir trage. Jedes Mal, wenn er das Kostüm trägt, drückt er aus, was er selbst als Kind erlebt hat.
Auf den Straßen der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa beispielsweise tummeln sich Müll und Geschichte. Shaka ist nur ein Beispiel unter vielen. Die Streetart-Künstler wollen sich einem gesellschaftlichen Problem stellen: Die einen kritisieren den westlichen Massenkonsum, der auch im Kongo Einzug hält, und den westlichen Müll in den Müllbergen von Kinshasa, die anderen wollen die Umweltverschmutzung mit dem Kostüm der Denunziation oder Gewalt angreifen, wie Shaka Fumukabaka.
Falconne Mambu verwandelt sich in „Electric Woman“. Mit ihrem Kostüm aus Elektrokabeln will sie den Bogen schlagen zwischen den vielen Abenden mit Stromausfall in der Stadt, Gewalt und Vergewaltigung. Frauen können im Dunkeln nicht sicher durch die Straßen gehen, während sie auch zu Hause häufiger häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Wenn Frauen auf die Straße gehen, um zu protestieren, gesellt sich Falkne Mambu in ihrem Elektroanzug zu ihr.
Flory Sinanduku hat aus Plastik-Injektionsnadeln ein Kostüm gefertigt, mit dem er das Thema Gesundheit thematisiert. Als seine Mutter krank wird, sieht er, wie schlecht alles für diejenigen arrangiert ist, die nicht zahlen können oder sich weigern, zur Korruption beizutragen, die auch in der medizinischen Welt allgegenwärtig ist. „Wer kein Geld hat, stirbt einfach“, sagte er der ARD.
Der flämische Fotograf Kris Pannecoucke fotografierte viele dieser Darsteller (wie übrigens auch den französischen Fotografen Stéphane Gladieu die das gleiche Thema gewählt haben). Ihren Angaben zufolge stammen die Kostüme aus vorkolonialer Zeit. Die ersten Kostüme wurden aus Naturprodukten hergestellt, die teilweise in Museen in Europa landeten. Der Katholizismus, der den Kongolesen mit dem Kolonialismus aufgezwungen wurde, setzte dieser Praxis ein Ende. Jetzt sind sie also wieder da, obwohl die natürlichen Materialien durch Abfall ersetzt wurden. Diese Kunst ist also eine Form des Recyclings im historischen und materiellen Sinne. Und doch immer wieder neu, denn jedes Kostüm erzählt seine eigene Geschichte.
Eine Version dieses Artikels erschien auch in der Zeitung vom 17. Dezember 2022
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