Um Korruptionsskandale, wie sie derzeit im Europäischen Parlament vorkommen, zu vermeiden, sind Politiker verpflichtet, alle ihre Gespräche mit Lobbyisten aufzuzeichnen. So reagiert der CDA-Abgeordnete Tom Berendsen auf die Festnahme des stellvertretenden Parlamentspräsidenten. Die griechische Sozialdemokraten Eva Kaili wird verdächtigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben, um Katars Ansehen aufzupolieren.
Nach dem Skandal führte die belgische Polizei mehrere Hausdurchsuchungen durch. Sechs Personen wurden festgenommen und unter anderem der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption verdächtigt. Bei Kaili wurde Geld gefunden, das mit Treffen mit einem katarischen Beamten in Verbindung gebracht wurde.
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Kaili hat Katar im Parlament verteidigt und beispielsweise die Behandlung von Wanderarbeitern durch den Ölstaat gelobt. Sie habe sich aber auch für die Aufhebung der Visumspflicht für Reisende aus Katar eingesetzt, sagt die zuständige Europaabgeordnete. „Es war ganz klar, dass sie das mit weniger Auflagen sehr befürwortet“, sagte der deutsche Grüne Erik Marquardt der Deutschen Welle. Sie hätte sich nicht viel um die anderen Kandidaten für diesen Gefallen gekümmert.
„Wenn man an diese Debatte zurückdenkt, sieht man manches jetzt in einem anderen Licht“, sagt Berendsen. „Es war überraschend, dass dieser Kollege Katar so positiv gegenübersteht.“ Grieche trat bei der Abstimmung im zuständigen parlamentarischen Ausschuss über die Aufhebung der Visumspflicht auf, die übrigens auch der Zustimmung der EU-Staaten bedarf. Und das, während Kaili nicht Teil dieses Komitees ist.
’sie hat sich versteckt‘
Abgeordnete werden oft durch ein anderes Mitglied der Fraktion ersetzt, aber Kaili habe sich seltsam verhalten, sagt einer der vier anderen sozialdemokratischen Vizepräsidenten des Parlaments. „Sie saß ganz hinten, wo sonst nur Angestellte sitzen“, sagte Katarina Barley dem ZDF. „Weg von unserer Gruppe. Man kann auch sagen: Sie hat sich versteckt.
Auch der belgische Sozialdemokrat Marc Tarabella, ebenfalls Verdächtiger im Korruptionsskandal, stimmte ab. Die Abstimmung fiel zugunsten von Katar aus. Das gesamte Parlament muss diese Aussage noch bestätigen, aber das wird jetzt wahrscheinlich nicht passieren.
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„Riesiger Schlag“
Der Skandal ist ein Schlag für Berendsen. Es ist erstaunlich, was passiert ist. Ich schwankte zwischen wütend und wütend. Das Europäische Parlament debattiert heute Abend in Straßburg. „Die Koffer sind bereit für die Abreise nach Straßburg, das wird sicherlich die Agenda für nächste Woche dominieren.“
Berendsen zufolge wurde er selbst nie wegen irgendeiner Form von Bestechung angesprochen. „Nicht, dass ich wüsste, es sei denn, ich habe ein Signal falsch interpretiert.“ Die CDA-Delegation erklärt, dass alle Gespräche mit Lobbyisten auf der Website des Parlaments aufgezeichnet werden, und fordert, dass dies für alle Parlamentarier obligatorisch wird. „Natürlich gibt es Organisationen und Interessengruppen, die einen von bestimmten Standpunkten überzeugen wollen. Aber es ist Sache des Politikers, Ihrem moralischen Kompass zu folgen, um sein eigenes Urteil zu fällen. Solche Dinge sollten dabei niemals eine Rolle spielen. Den Korruptionsskandal bezeichnet er als Schlag für das Europaparlament. „Ich finde das wirklich unverschämt. Das Vertrauen in Politiker ist schon sehr fragil. Es tut sehr weh.
Politiker sollten ehrlich sein
Der Skandal müsse daher laut Berendsen „der Sache nach untersucht“ werden. Dazu muss die Polizei uneingeschränkten Zugang zu allen Anlagen und Gebäuden haben. Neben der verpflichtenden Aufzeichnung von Gesprächen mit Lobbyisten muss auch dokumentiert werden, wer Zutritt zu Gebäuden hat.
Laut Berendsen sollte das Parlament so transparent wie möglich sein. Aber letztlich gehe es auch darum, ob ein gewählter Politiker bereit sei, Geld für politischen Einfluss anzunehmen. Politiker müssen ehrlich sein und einen moralischen Kompass haben. Die Frage ist jedoch, ob man verhindern kann, dass Menschen, die Schaden anrichten wollen, tatsächlich etwas dagegen unternehmen.
Eingefrorene Bankkonten
Kaili kann laut Nachrichtenagentur AFP nicht mehr auf seine Bankkonten und andere Vermögenswerte zugreifen, teilte die griechische Geldwäschebehörde mit. Alle Guthaben sind eingefroren. Dies gilt auch für die seiner Eltern und anderer Verwandter. Die ehemalige TV-Moderatorin war bereits am Freitag aus ihrer Partei, der griechischen PASOK, ausgeschlossen worden. Die Sozialdemokraten im Europaparlament setzten ihn aus.
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