Abschalten voll funktionsfähiger Kernkraftwerke inmitten der schlimmsten Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur Deutschland, sondern auch Belgien ist noch auf dem richtigen Weg, dies zu erreichen.
Und es ist jetzt einer dieser Fälle, der keiner komplizierten Analyse bedarf, um den Schuldigen zu identifizieren: Es sind die Umweltbewegung (Greenpeace an der Spitze) und die Grüne Linke (in Deutschland Die Grünenin Belgien Grün). So viel ideologische Blindheit grenzt an Verrat.
Deutschland: Kohle statt Atom
Sie werden mich nicht für Gerichte plädieren hören, aber ich hoffe, dass die grüne Linke in Deutschland und Belgien bei der nächsten Wahl nach einer Winterkrise mit exorbitanten Energiepreisen und möglichen massiven Stromausfällen dafür hart bestraft wird.
In Deutschland gefiel Minister Robert Habeck Die Grünen In jedem Fall noch voll bis letzte woche, dass bis Ende dieses Jahres die letzten drei deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden; 4,2 Gigawatt nahezu CO2-freier Strom – achtmal Borssele – die nun von Stein- oder Braunkohlekraftwerken produziert werden müssen. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben: Jedes Gigawatt Kernenergie, das durch Strom aus einem Kohlekraftwerk ersetzt wird, spart jährlich rund 5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen ein.
Belgien: Alles muss schließen
In Belgien betrifft dies vier Kernkraftwerke, die in den kommenden Jahren stillgelegt werden sollen. Es ist das Werk des politischen Lebens der belgischen Energieministerin Tinne van der Straeten (Grün). Unter starkem Druck hilft es nun, zwei dieser Anlagen, Doel 4 und Tihange 3, für weitere zehn Jahre in Betrieb zu halten.
Und wie es in der Politik so ist, behauptet sie das nun als ihre eigene Initiative, um das Land durch die Energiekrise zu führen. Trotzdem sollen Doel 3 und Tihange 2, die zusammen gut zwei Gigawatt Leistung haben, am 1. Oktober bzw. 1. Februar 2023 geschlossen werden.
Warum der Unterschied in der Behandlung? Wenn es um diese beiden Kernkraftwerke geht, spricht Van der Straeten ständig von „Steuerkraftwerken“. Mit Doel 3 und Tihange2 stimmte 2012 etwas nicht: Angeblich gab es „Risse“ in ihren Druckbehältern. Für diejenigen, die die wahre Geschichte hinter diesen Umweltrissen kennen, ist es verwirrend, dass eine Ministerin diese Art von kindischem Gejammer benutzt, um ihre Agenda voranzutreiben.
Die Geschichte der Risse
Im Jahr 2012 wurden bei einer Inspektion der Druckbehälter um diese beiden Reaktorkerne mit einem neuen Ultraschallgerät seltsame Einschlüsse in den Wänden entdeckt, jeder so groß wie ein Zehncentstück oder ein Euro, aber so dünn wie Papier. Ein solcher Druckbehälter hat eine mehr als zehn Zentimeter dicke Stahlwand, weil der Reaktorkern und das ihn durchströmende Primärkühlwasser unter einem Druck von 150 Atmosphären stehen. Das ist beachtlich: etwa halb so viel wie in einer maximal gefüllten Tauchflasche.
Wenn ein solcher Druckbehälter ausfällt, ist Ihr ganzer Tag ruiniert, also wurden die Fabriken sofort für weitere Untersuchungen heruntergefahren. Die Umweltbewegung hatte natürlich schon vorher ihre Konsequenzen gezogen: Diese Drucktanks drohten zu explodieren, sodass Doel 3 und Tihange 2 nie wieder in Betrieb genommen werden durften.
Dabei war von vornherein klar, dass es sich bei diesen Einschlüssen nicht um Risse handelt, wie man es bei einem unter Druck kollabierenden Gefäß erwarten würde. Dann würden diese Risse senkrecht zur Gefäßwand verlaufen, während sie parallel dazu verlaufen würden.
Das ist nicht anders als bei einer zu stark belasteten Wand: Es entstehen dann Risse, die durch die gesamte Wandstärke gehen, unsichtbare Risse in der Mitte der Wand und parallel zur Oberfläche.
Weitere Untersuchungen ergabendass es sich nicht um Risse handelte, sondern um Wasserstoffeinschlüsse, die bereits beim Gießen der Druckbehälter – damals bei der Rotterdam Dry Dock Company – entstanden waren und dass diese die Widerstandsfähigkeit des Druckbehälters nicht beeinträchtigen.
Die Einschlüsse wurden nach 2012 regelmäßig überwacht, und sie weiten sich nicht aus. Doel 3 und Tihange 2 liefern daher seit Jahren sauberen Strom. Das hat die Umweltbewegung natürlich nicht davon abgehalten, bis heute Geistergeschichten über diese beiden gefährlichen Kraftwerke mit Rissen in ihren Druckbehältern zu verbreiten.
Ideologie statt Wissen
Die von Energieminister Van der Straeten müssen jetzt also mitten in einer Energiekrise frühzeitig geschlossen werden, weil es sich um „kaputte Kraftwerke“ handelt. Wie Christiane Van der Wal und Rob Jetten in den Niederlanden ist sie Ministerin ohne jegliche Fachkenntnisse oder einschlägige Berufserfahrung: Studium der Afrikanistik und Jura, dann nur noch Jobs im Parteiapparat Grün oder als Stellvertreter. Beim Thema Kernenergie versucht sie erst gar nicht, den Eindruck zu erwecken, mehr zu wissen als die Parolen von Greenpeace.
Hätte sie eine Ahnung, warum der Reaktorkern und das primäre Kühlwasser auf 150 Atmosphären unter Druck gesetzt werden müssten, um einen so riesigen Druckbehälter zu benötigen?
Dieser hohe Druck ist notwendig, damit das Kühlwasser bei weit über 100 Grad im Reaktorkern nicht siedet und verdampft. Die bei Kernreaktionen entstehende Wärme kann man nicht richtig mit Wasserdampf abführen, sondern mit flüssigem Wasser.
Sie benötigen die hohe Temperatur des Kühlwassers – etwa 300 Grad – um außerhalb des Druckbehälters glühenden Dampf zu erzeugen, der in der angrenzenden Dampfturbine effizient Strom erzeugen kann. Die maximale Effizienz Ihrer Stromerzeugung wird durch die Hitze des Dampfes beim Start bestimmt. Sie können einen wassergekühlten Kernreaktor ohne Druckbehälter bauen, aber mit Dampf von nur 100 Grad erreichen Sie einen mittelmäßigen Wirkungsgrad.
Sie, der Leser, müssen es nicht wissen, aber wenn Sie es bis hierher geschafft haben, wissen Sie wahrscheinlich bereits mehr über Kernreaktoren als der belgische Energieminister.
Greenpeace setzt sich für die Kohleverbrennung ein
Unter dem Motto „Ich weiß es nicht, aber ich muss nicht, weil ich Ideale habe“ wird die Politik nun in wichtigen Punkten vom niederländischen und belgischen Kabinett ausgearbeitet. Und damit entkoppelt sich die Politik so sehr von der Realität, dass die Interessen der eigenen Bevölkerung völlig aus dem Blickfeld verschwinden.
Auch wenn man aus ideologischen Gründen darauf bestehen will, alle Kernkraftwerke durch Windräder, Solarpanels und großflächige Elektrolyseure für „grünen“ Wasserstoff zu ersetzen – ein mindestens zwanzig Jahre in die Zukunft reichendes utopisches System – das einzig Vernünftige Ziel ist es, die bestehenden Kernkraftwerke bis zum Ende dieser akuten Energiekrise in Betrieb zu halten.
Sogar das letzte Stück gesunder Menschenverstand ist jetzt bei Greenpeace, Groen drin Die Grünen verloren gehen. Greenpeace Deutschland setzt sich nun dafür ein, zusätzliche Kohlekraftwerke hochzufahren, um den Winter zu überstehen, und hält an seiner Position fest, dass die drei verbleibenden deutschen Atomkraftwerke bis zum 1. Oktober abgeschaltet werden müssen. Deutlicher könnte der ideologische Wahnsinn nicht sein, in dem sich die Umweltbewegung verstrickt.
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