„Soweit ich denken kann, war ich von zwei Dingen überzeugt. Erstens gibt es kein Europa ohne europäische Juden. Und zweitens sollen Europa und Israel Freunde und Verbündete sein. Denn die Geschichte Europas ist die Geschichte des jüdischen Volkes. Wunderbare Worte der Präsidentin der Europäischen Kommission, der Deutschen Ursula von der Leyen. Sie sprach sie, nachdem sie die Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität in Beerscheba erhalten hatte. Es gab nur strahlende Gesichter, als von der Leyen schloss mit: „Es lebe Europa, bin Israel chai†
Aber die Frage, die oft zu den Beziehungen zwischen Brüssel und Jerusalem gestellt wird, lautet: Sind das nur schöne Worte? Es sah ein bisschen so aus, denn natürlich fuhr der Präsident des Komitees direkt nach Ramallah. Es ist üblich, dass westliche Politiker, die Israel besuchen, in der Stadt nördlich von Jerusalem anhalten, um ihre Unterstützung für die Palästinenser auszudrücken. Dazu gehört in der Regel eine Tüte Geld, der moderne Nachlass für ein gutes Verhältnis zum jüdischen Staat. Auch diesmal, denn von der Leyen kündigte an, die EU werde 200 Millionen Euro Subventionen an die Palästinensische Autonomiebehörde überweisen. Wegen Antisemitismus und Gewaltverherrlichung in palästinensischen Schulbüchern war der Betrag zuvor eingefroren, doch nun hat Brüssel beschlossen, ihn nicht mehr so ernst zu nehmen.
Dennoch wird sich Israel über den Besuch von von der Leyens sehr freuen. Wieso den? Diese 200 Millionen für die Palästinenser sind nichts im Vergleich zu den Milliarden, die in die Staatskasse des jüdischen Staates fließen können. Europa sucht fleißig nach Energielieferanten, die russisches Gas ersetzen. Das Auge Brüssels ist unter anderem auf Israel gefallen, das ein riesiges Gasfeld im Mittelmeer ausbeuten will. Die ersten Verträge zur Sicherung der israelischen Gaslieferungen nach Europa wurden diese Woche in Kairo unterzeichnet. Einziges Hindernis für eine lukrative Energiekooperation zwischen Brüssel und Jerusalem ist ein Streit darüber, welcher Teil der entdeckten Gasfelder Israel und welcher Teil dem benachbarten Libanon gehört. Die Hisbollah hat zuvor mit einem Angriff auf israelische Bohrinseln gedroht, woraufhin IDF-Kommandant Aviv Kohavi die Libanesen vor einem „beispiellosen Bombardement“ warnte.
Absoluter Hauptgewinn
Die Kugel geht durch die Kirche: Joe Biden wird am 13. Juli in Israel eintreffen. Das Weiße Haus gab diese Woche bekannt. Der US-Präsident hat einen vollen Terminkalender mit Besuchen in Yad Vashem, der Altstadt von Jerusalem, einer von den USA finanzierten Iron Dome-Batterie und der neu eröffneten Maccabiah. Biden wird wie von der Leyen auf Ramallah setzen und auch er bringt eine Tüte Geld mit: die 500 Millionen Dollar, die sein Vorgänger Donald Trump eingefroren hatte.
Aber der wichtigste Haltepunkt von Bidens Besuch in Israel ist … Riad. Die saudische Hauptstadt wird wahrscheinlich über die Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Wüstenkönigreich und dem jüdischen Staat sprechen. Dies würde den absoluten Erstpreis der Abraham-Vereinbarungen für Jerusalem bedeuten. In der israelischen Hauptstadt warten Politiker gespannt auf ein Treffen mit dem US-Präsidenten: Präsident Isaac Herzog, Premierminister Naftali Bennett, Außenminister Yair Lapid und Verteidigungsminister Benny Gantz. Ein Problem: Mit Ausnahme von Herzog besteht die Möglichkeit, dass bei Bidens Besuch alle nicht im Büro sind. Oder höchstens resigniert.
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