Spalte | Schließlich ist Putin allein

In letzter Minute des Jahres 2022 beginnt sich der demokratische Rechtsstaat zu wehren. Es war an der Zeit. Seit zwei Jahrzehnten gilt Pim Fortuyns Motto „Ich sage, was ich denke“ als Alibi für eine Form von Koprolalie (Mist reden). Aber jetzt hat die Krone endlich ihre kalten Füße überwunden. Der Abgeordnete Gideon van Meijeren (FVD) soll wegen Fahrens ohne Führerschein vor Gericht erscheinen. Pepijn van Houwelingen (FVD) muss wegen der feigen Verleumdung zweier Minister vor den Kadi kommen.

Außerhalb der Niederlande wehrt sich der Rechtsstaat noch stärker. In Belgien hat die Polizei die Europaabgeordnete Eva Kaili (Pasok) wegen Korruptionsverdachts festgenommen. In Deutschland ist die Polizei rechtsextremReichsburger“, der den Bundestag mit Gewalt stürmen wollte. Unter den Festgenommenen ist auch Richterin Birgit Malsack-Winkemann, ehemaliges Mitglied der Volksbeauftragten der Alternative für Deutschland.

Die Art der Anklagen variiert: von Vandalismus bis Hochverrat. Doch es gibt einen roten Faden, der die Verdächtigen politisch verbindet: Wladimir Putin. Van Meijeren, Van Houwelingen und Malsack-Winkemann sind Parteimitglieder die sich offen präsentieren für den Kreml oder dort Links (finanziell) mit zu sehen. Kaili hat geheime Kontakte: über den griechisch-russischen Geschäftsmann Ivan Savvidis, der finanzielle Unterstützung der russischen Besatzungstruppen im Donbass.

Dieser gemeinsame Nenner ist kein Zufall. Nach Angaben des Deutschen Heimatschutzdienstes in Nordrhein-Westfalen Reichsburger von Russland unterstützt. Die Antidemokraten werden nicht nur von Moskau aus ideologisch kontrolliert, sondern auch in der „Kaserne, in der ukrainische Soldaten an Waffensystemen ausgebildet wurden“, zur Spionage eingesetzt. Ziel? Deutschland „destabilisieren“. sagt der Chef des Verfassungsschutzes in diesem Staat.

Bis vor kurzem stieß Russland auf wenig Widerstand. Über das Referendum in der Ukraine, den Brexit, die Wahl von Trump und seinen Putschversuch vier Jahre später, die ständige Erpressung von Orbán, Le Pens ernsthafte Machtansprüche, den Ministerposten von Salvini in Italien, den wachsenden Antiparlamentarismus von Wilders oder die Politik von Vergewaltigung von Baudet in der Vergangenheit Seit sechs Jahren hat der Kreml immer mehr Kontrolle über westliche politische Institutionen erlangt.

Diese Untergrabung wurde ihrem Lauf überlassen. Unsere Schwäche war Moskaus Stärke, sagten Analysten der sich keine Gedanken über schläfrige Verwesung machen wollte. Wir müssten erst unser eigenes Haus fertig haben, war ihre Begründung. Im Hintergrund stand aber auch die Angst, hier den putinistischen Nationalpopulismus politisch zu bekämpfen.

Bis Anfang dieses Jahres klar wurde, dass Russland von einem Massenmörder regiert wird. Mit seinem Vernichtungskrieg gegen die Ukraine hat sich der Kreml in Europa ideologisch isoliert. Putin ist politisch einsamer denn je.

„Diese liberale Demokratie stirbt langsam – von innen verschlungen, von außen beherrscht – ist ein regelmäßig gesungener Refrain“, schrieb Casper Thomas in Grünes Amsterdam. Doch im vergangenen Jahr seien Rechtspopulisten weltweit „vom Erlöschen ihres Leuchtfeuers überschattet worden“.

Auch in den Niederlanden. Jüngsten Untersuchungen zufolge sehen 71 % der Niederländer Russland inzwischen als Bedrohung an Forschung des Clingendael Institute. Vor der Invasion sahen nur 35 % diese Gefahr. Insgesamt unterstützen nur Baudet-Anhänger Putin und sein Ideal, die dekadente westliche Rechtsordnung zu stürzen. Laut Clingendael haben sich die Wähler von Wilders, Marijnissen, Eerdmans und Van der Plas mehr oder weniger vom Retroimperialismus und Kreml-Traditionalismus entfernt.

All dies sind Anzeichen dafür, dass die Zeit gekommen ist, den Polder-Putinismus nicht mehr allein zu lassen. Zählen Sie diesen kleinen Segen des Katastrophenjahres 2022.

Hubert Schmidt ist Journalist und Historiker. Alle zwei Wochen schreibt er hier eine Kolumne.

Adelbert Eichel

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