Lisa Weeda: „Ich möchte der Welt die Geschichte einer anderen Person zeigen“

Heute ist der niederländisch-ukrainische Schriftsteller, Autor von Literaturprogrammen, Drehbuchautor, Audio-Fan und Virtual-Reality-Regisseur Lisa Weda Gast von Friedl‘ Lesage in ‚Touché‘. Ihr erster Roman Alexandra erreichte neue Höhen und wurde für den Libris-Literaturpreis 2022 nominiert Alexandra übersetzt in nicht weniger als 6 Sprachen, darunter Polnisch. Diese polnische Übersetzung war Weedas absoluter Traum: „Polen liegt neben der Ukraine. Es schien ein guter Schritt zu sein, das Buch schließlich in die Ukraine zu bringen.“ Etwas schwieriger gestaltet sich allerdings eine Übersetzung ins Russische, der Muttersprache ihrer Familie. „Es wäre gefährlich. Aber es wäre schön, wenn meine Familie es auch lesen könnte…“

Die gezackten Zähne Europas

Lisa bezeichnet sich selbst nicht als „Angry Woman“, drückt aber gleichzeitig ihren Frust über Europa aus. „Was schauen wir uns jetzt alle am Rande an?“ wundert sie sich laut. „Europa hat in den letzten Jahren viele Rändelkanten hochgezogen.“

Was schauen wir uns alle am Rande an?

Seine eigene Familie stammt aus der berüchtigten Donbass-Region. Dort brach 2014 der Krieg aus. „Ich habe gesehen, wie dieser Konflikt sehr schnell aus den niederländischen Nachrichten verschwunden ist.

weg von Leid

Aufgrund der Schrecken des Krieges ist seine Familie über ganz Europa verstreut. Das mache die Trauer für ihre Großmutter so schwer, sagt sie. Die Lebensgeschichte dieser Großmutter diente als Grundlage für Lisas ersten Roman Alexandra† „Es ist ein wahnsinniges Gefühl, dass deine Familie so weit voneinander entfernt lebt. Trauern ist ganz anders, weil du nicht gehen kannst. Meine Oma kann nicht zu meinem Grab gehen, Onkel. Sie kann nur anrufen und Briefe schreiben …“

tiefe Täler

Lisa schätzt sich glücklich in ihrem Leben: Sie hat ein Dach über dem Kopf und eine tolle Beziehung. Aber früher war das anders, erzählt die niederländisch-ukrainische Schriftstellerin gegenüber Friedl‘: „Ich habe 2015 meinen Abschluss gemacht. Plötzlich konnte ich nicht mehr auf mein Stipendium zählen. Ich war in einer schwierigen Lage.“ Sie verließ ihr Zimmer und nahm nur ihr Bett und ihren Schreibtisch mit. „Dann hatte ich 3 Monate kein Haus. Also blieb ich jeden zweiten Monat bei anderen Freunden. Sehr intensiv.“

Es war eine Zeit der Konfrontation. „Aber ich habe gelernt, dass man überall schreiben kann. Die Leute sind auch für einen da. Eine tolle Lektion.“ Sie hat hart gearbeitet, um so schnell wie möglich aus diesem finanziellen Tief herauszukommen. „Sehr tausendjährig, aber ich war erschöpft. Ich war müde, ich hatte Panikattacken, aber ich konnte nicht aufhören.“

„Meine Generation ist real gefickt

Dunkle Gedanken sind ihm deshalb nicht fremd: „Ich hatte Zeiten, in denen ich nicht aus dem Bett wollte. Mein Bruder ist auch sehr empfindlich. Meine Generation ist wirklich geficktWir leben und arbeiten in einer Leistungsgesellschaft, findet sie, „es ist eine Zeit, in der man sich ziemlich dunkel fühlen kann.“

Selfcare erweist sich für sie als echte Herausforderung: „Mir macht es mehr Spaß, der Welt die Geschichte eines anderen zu zeigen. Ich finde das sehr wichtig. Aber Selfcare ist ein schwieriges Thema für mich.“

Hören Sie sich das Gespräch über Radio 1 Select oder den Podcast „Touché“ an

Hier die Themen die besprochen wurden:

UKRAINE

Verfolgen Sie die neuesten Entwicklungen im Krieg in der Ukraine über VRT NWS.

Vor zwei Jahren Reizen Waes in die Ukraine.

DRUCK IN LEUVEN

Auf dem Druk-Buchfestival in Leuven, Lisa im Gespräch mit Marc Jansen und Lien Verpoest zur Lage in der Ukraine.

LITERATURBUCHPREIS

Verfolgen Sie die Verleihung des Libris-Literaturpreises am 9. Mai über die Libris-Website

BUCHEN

Lisas Debütroman „Aleksandra“ ist zu finden auf seiner Seite

Sein großes Vorbild? Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Lisa las „Zinc Boys“.

Art Spiegelmans Graphic Novel „Maus“ (I&II) hinterließ bei Lisa einen großen Eindruck.

NETTE WORTE

Beautiful Words besteht aus drei Jahrtausenden mit tausendjährigen Fragendie Literaturprogramme für die Generation Y in und um Utrecht produzieren.

FILM

„Idi i Smotri (Come and See)“ (1985) ist ein sowjetisch-russischer Kriegsfilm von Elem Klimov.

SERIE

Auf Netflix finden Sie die amerikanische Reality-Serie „Queer Eye“.

KUNST

„The Holy Bible“ von Adam Broomberg und Oliver Chanarin stellt die Bibel in einen seltsam profanen Kontext.

REQUIEM

Tickets und Infos für die Oper ‚Requiem‘ im De Munt in Brüssel finden Sie hier† Die Münze widmet „Requiem“ ukrainischen Bürgern und Kindern.

RENNEN

„Nicht sprechen, sondern putzen. Was so viel bedeutet wie: keine Worte, sondern Taten!“

MUSIK

The Blaze – Territorium
Straßen von Philadelphia – Bruce Springsteen
Depreston – Courtney Barnett
Ein Boot auf dem Ozean – Maurice Ravel
Lacrimosa aus dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. (aus dem Film ‚Idi I Smotri (come and see)‘)
Hallo Europa – Lisa Weeda & BrotherTill
Hölle – Stromae
Gesichtslos – Froukje & S10
Ich kenne das Ende – Phoebe Bridgers

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Helfried Beck

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