Kaag: Gewinnmindestbesteuerung ggf. ohne Ungarn einführen


Foto: ANP

EU-Staaten müssten notfalls ohne Ungarn einen Mindeststeuersatz von 15 Prozent einführen, sagte Ministerin Sigrid Kaag (Finanzen). Das Land blockiert trotz eines internationalen Abkommens eine Richtlinie über einen europäischen Mindestsatz für große multinationale Unternehmen. „Es ist wichtig, dass wir dieser Entscheidung so schnell wie möglich nachkommen“, sagte Kaag. In Prag diskutiert sie mit anderen Finanzministern unter anderem über die europäische Steuerpolitik.

Immer mehr Minister verlieren in dieser Frage die Geduld mit Ungarn und fordern andere Maßnahmen. Die Einführung einer europäischen Richtlinie für einen Mindeststeuersatz erfordert die Zustimmung aller 27 Länder, aber es gibt auch ein Verfahren, das sich, wenn mindestens neun Länder teilnehmen, als verstärkte Zusammenarbeit bezeichnet. Bundesminister Christian Lindner sagte in Prag, sein Land werde nationale Gesetze zum Mindestsatz einführen, wenn es keine europäische Lösung gebe.

Sein französischer Kollege Bruno Le Maire sagte, eine verstärkte Zusammenarbeit könne eine Lösung sein. „Aber wenn das nicht möglich wäre, müssten wir alle Optionen prüfen, einschließlich nationaler Optionen.“ Er war sehr aufgeregt über die Situation, die Ungarn verursacht hatte. „Seit fünf Jahren arbeite ich sehr hart an einem europäischen Mindesteinkommensteuersatz. Wir müssen jetzt aufhören zu reden, aber es umsetzen, und zwar spätestens im nächsten Jahr.

Grundsätzlich befürworten die Niederlande das Vetorecht in Steuersachen, räumt Kaag ein. Aber in diesem Fall „untergräbt“ Ungarn internationale Vereinbarungen zur Reform des internationalen Steuersystems, mit dem Ziel, Steuerhinterziehung und -hinterziehung zu bekämpfen. Dieses Abkommen wurde von fast 140 Ländern unterzeichnet, darunter Ungarn. Es sieht vor, dass multinationale Unternehmen ab einem Jahresumsatz von 750 Millionen Euro weltweit nicht weniger als 15 % Steuern zahlen dürfen. „Es ist wichtig, dass wir das jetzt richtig handhaben und uns nicht von den Wünschen eines besonderen Mitgliedsstaates zurückhalten lassen“, sagte Kaag.

Auf einem EU-Gipfel in Brüssel im Juni beklagte Ministerpräsident Mark Rutte den plötzlichen Widerstand Ungarns gegen die Einführung eines Mindeststeuersatzes auf Gewinne. Das Land tat dies eine Woche vor dem Gipfel bei einem Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel, Minuten nachdem Polen nach Monaten sein Veto gegen die Pläne zurückgezogen hatte. Davor hatte Budapest keine Einwände erhoben.

Mariele Geissler

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