Ex-Fußballer, Geschäftsmann, Turnierdirektor: Die atypische Karriere von Philipp Lahm

Nachdem sich der Rauch um die WM verzogen hat, wird die Europameisterschaft in Deutschland das nächste große Turnier. Mit Ex-Nationalspieler Philipp Lahm als einem der Werbeträger.

Das Eröffnungsspiel der EM wird am 14. Juni 2024 in München ausgetragen. Bis dahin muss sich die treibende deutsche Nationalmannschaft eine neue Identität suchen. Turnierdirektor dieser Veranstaltung wird Philipp Lahm (39). Der ehemalige Außenverteidiger, von Pep Guardiola kurzzeitig zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert, spielte 15 Jahre für den FC Bayern München und absolvierte 113 Länderspiele.

Nachdem er 2014 mit der Mannschaft Weltmeister als Kapitän geworden war, beendete er mit 30 Jahren seine internationale Karriere. Drei Jahre später brach er auch beim FC Bayern ab. Auf einem absoluten Höhepunkt. Er wollte keinen Leistungsabfall riskieren.

Philipp Lahm ist einer der fairsten Verteidiger. In seiner langen Karriere hat er keine einzige gelbe und rote Karte erhalten. Er konnte eine Handlung antizipieren und daher Probleme lösen, bevor sie entstehen. Diese Spielintelligenz hat ihm viele unnötige Fehler erspart. Jetzt organisiert Lahm Sommercamps für Kinder, aber nicht nur. Außerdem konzipiert er Programme für „ein ausgeglichenes Leben“ und entwickelt mit Profis Bildungskonzepte, um Kinder zu besseren Menschen zu machen.

Darüber hinaus arbeitet es auch mit Unternehmen zusammen, die es benötigen. So stieg er 2015 bei Sixtus ein, einem Unternehmen für Pflegeprodukte, um es 2021 weiterzuverkaufen. 2018 wurde er Mehrheitsgesellschafter von Scheekoppe, einem Lebensmittelunternehmen, das sich besonders für Diabetiker eignet. Er besitzt es jetzt und das Sortiment besteht ausschließlich aus Bio-Produkten. Lahm geht in jeder Hinsicht ungewöhnliche Wege.

Gesunder Lebensstil

Philipp Lahm war schon immer ein Perfektionist. Seine Gedankenwelt bestand aus mehr als dem, was zwischen den Kreidestrichen passiert. Mit 23 Jahren und seit einiger Zeit im Kader des FC Bayern München reiste er nach Südafrika und besuchte mehrere Townships in der Nähe von Johannesburg. Das war 2007, drei Jahre vor der WM. Die Organisation SOS-Kinderdorf hatte ihn eingeladen und wollte ihn später als Botschafter, aber Lahm lehnte ab. Er wollte kein Marketinggesicht werden. Er dachte schon ein paar Schritte weiter, so strategisch wie auf einem Fußballplatz.

2007 gründete er die Philipp-Lahm-Stiftung in München. Heute ist es mit seinen Geschäften die Keimzelle eines kleinen Imperiums, dessen Hauptanliegen das Wohlergehen ist. Auch Ferienlager sind daraus entstanden. Dort pocht Lahm auf eine gesunde Ernährung. Und ein gesunder Lebensstil. So wurde Philip erzogen. Das ist seiner Meinung nach einer der Gründe, warum er nicht oft verletzt wurde. Dank dieser Diät, davon ist er überzeugt, hat er Stress immer gut bewältigt.

Lahm ist in dieser Hinsicht konsequent bei sich geblieben. Er machte keine Werbung für Coca-Cola, wie sein Ex-Teamkollege Manuel Neuer. Auch nicht für Nutella, wie ein anderer ehemaliger Teamkollege, Mats Hummels.

Philipp Lahm mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß.
Offene Kritik

Er hat eine klare Meinung, Philipp Lahm. Als Louis van Gaal im Herbst 2009 Bayern-Trainer wurde, war Lahm unzufrieden mit der Transferpolitik seines Klubs. Er sah kein Konzept und führte interne Gespräche mit der Vereinsführung darüber. Aber es hat sich nichts geändert. Deshalb entschloss sich Lahm, seinen Verein offen zu kritisieren. Auch wenn er dafür einige Regeln brechen musste. Interviews mussten mit dem Pressedienst vereinbart werden. Lahm nicht. Im Gespräch mit der Süddeutsche Zeitung Er forderte eine andere Einkaufspolitik, die sich an der Spielphilosophie des Teams orientiert. Er äußerte einen oft zitierten Satz: „Man kann Spieler nicht einfach kaufen, weil sie gut sind.“

Nach dem Interview durfte Lahm an die Bayern-Tops Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge berichten. Sie verurteilten ihn zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro. Lahm entschuldigte sich und bezahlte. Er wusste warum. Danach wurde er viel professioneller. Als ihn das ARD-Fernsehen während der WM 2018 als Kommentator für die WM in Russland anfragte, saß er im Studio auf einem Sofa und sah aus, als gehöre er dort nicht hin. Die WM wurde für Deutschland zum Fiasko. Aber keine von Lahms Aussagen blieb hängen, er beschränkte sich auf Todesser.

Ein Sommermärchen

Philipp Lahm ging nicht nach Katar. Nach dem frühen Ausscheiden Deutschlands sprach er von einer führungslosen Mannschaft, von Spielern, die Konkurrenz nicht leiden können. Gleichzeitig glaubt er aber weiterhin an das Potenzial der Mannschaft, die in anderthalb Jahren neu aufgebaut werden muss. Die Europameisterschaft, sagte er mit dem nötigen Pathos, solle ein glanzvolles Ereignis werden. Dies sei eine riesige Chance, fügte er hinzu, um ein Gefühl von uns mitten in Europa und in einem demokratischen Land wie 2006 zu schaffen.

Dann wurde die WM in Deutschland zum Sommermärchen. Nach der umstrittenen WM in Katar kann Philipp Lahm eigentlich nichts verlieren.

Von Marc Huijer (übersetzt von Jacques Sys)

Adelhard Simon

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