Die deutsche Zurückhaltung gegenüber Russland war der richtige Weg

Hanco Jürgens geht in seinem Artikel (Die deutsche Zeitenwende kommt Jahre zu spät, 13/6) ignoriert die Grundlagen der deutschen Nachkriegs-Außenpolitik und damit die Haltung gegenüber Russland: die Scham und das tiefe historische Bewusstsein für das, was im Zweiten Weltkrieg von deutscher Seite geschah. Diese Tatsache zwingt Deutschland zu moralischer und militärischer Zurückhaltung. Deutschland hatte aber auch die Chance, nach der Perestroika Brücken zwischen West und Ost zu bauen: Dialog und Wirtschaftsbeziehungen mit Russland. Die Entwicklung von Putins zaristischem Wahn in den letzten zehn Jahren hat ihn eindeutig in ein anderes Licht gerückt. Klar dürfte auch sein, dass deutsche Zurückhaltung nach wie vor der richtige Weg ist: Der Vorwurf des Nationalsozialismus und Antisemitismus ist allgegenwärtig. Sehen Sie sich Putins falsches Argument für einen Einmarsch in die Ukraine an. Eine explizite Position Deutschlands würde Russland automatisch erlauben, diesen Vorwurf auszunutzen und von seinem eigenen schwachen Argument für den Konflikt abzulenken. Der großrussische Imperialismus von Zar Putin und seinen Gefolgsleuten als heuchlerische Überlebensstrategie zur Tarnung ihrer Kleptomanie wird dann zu einem echten europäischen Problem mit möglicherweise beispiellosen Folgen. Ein Historiker sollte darauf hinweisen, dass die Geschichte Nazideutschlands noch immer eine enorme Relevanz für die Haltung des demokratischen Deutschland im Jahr 2022 hat.

Heidelberg

Adelbert Eichel

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