Der Neujahrsmord: JADS-Studenten kooperieren mit polizeilichen Ermittlungen

Studenten der Jheronimus Academy of Data Science (JADS) beteiligen sich am Cold Case „De New Years Murder“ und haben eine besondere Entdeckung gemacht. Univers sprach darüber mit Peter de Kock, Professor für Data Science Practice an der Tilburg University und Initiator des Bürgerkollektivs Bureau Dupin: „Die Polizei ruft jetzt häufiger JADS-Studenten an..“

Bild: Femke Koppe

Untersuchen und an einer Mordermittlung teilnehmen? Eine Reihe von Studenten der Jheronimus Academy of Data Science (JADS) füllen ihre Studienzeit auf diese besondere Weise. Sie arbeiten bei laufenden polizeilichen Ermittlungen mit der Polizeieinheit Ost-Brabant zusammen. Anlass für diese Zusammenarbeit ist die Cold Case Study „The New Year’s Murder“. In dieser Studie analysierten JADS-Studenten Telekommunikationsdaten und machten eine bemerkenswerte Entdeckung. Dazu später mehr, zunächst die Geschichte von Marja Nijholt, Opfer des „Neujahrsmordes“.

Eine Nachbildung von „The New Year’s Murder“

Am 1. Januar 2013 wurde der leblose Körper von Marja Nijholt aus Enschede in Oss gefunden. In den Tagen vor ihrem Tod war Nijholt sehr besorgt um ihre Sicherheit. So schreibt sie beispielsweise ihren Bekannten, sie sei „Flüchtling geworden“ und könne „nicht mehr in Europa bleiben“.

Wenige Tage vor Jahresbeginn bricht Nijholt zu einem Hotel in Gronau auf, einer Stadt gleich hinter der deutschen Grenze in der Nähe von Enschede. Dort bleibt sie zwei Nächte und macht auf den Hotelbesitzer einen abschreckenden Eindruck. An Silvester wird das Hotel von einem unbekannten Holländer angerufen, der den Hotelbesitzer fragt, ob Nijholt im Hotel anwesend ist. Nachdem der Hotelbesitzer sie über dieses Telefongespräch informiert hat, verlässt Nijholt panisch das Hotel. Sie nimmt den Zug nach Enschede, kehrt aber nicht nach Hause zurück. Stattdessen reist sie nach Oss, wo sie am Neujahrsmorgen ihr Ende findet.

Warum ist die Frau aus Enschede Silvester nach Oss gefahren? Wurde sie ermordet? Oder hat sie Selbstmord begangen? Während der polizeilichen Ermittlungen verlieren sich alle Spuren und obige Fragen bleiben unbeantwortet. Sie können die Todesursache von Nijholt – der bald als Silvestermord bekannt wird – nicht ermitteln.Die Staatsanwaltschaft beschließt, den Fall zurückzustellen.

JADS-Studenten analysieren den Telefonverkehr

2020 wird der Fall wieder vom Bürgerkollektiv Bureau Dupin aus dem Regal genommen. Eine Gruppe kreativer Forscher (darunter Techniker, Taxifahrer, Lehrer, Forscher, Studenten und Künstler) nimmt sich in diesem Kollektiv die Zeit, allen Hinweisen in diesem Fall nachzugehen. „Dies in der Hoffnung, neue Erkenntnisse zu gewinnen“, sagt Peter de Kock, Professor für Praxis an der Universität Tilburg und Experte für Datenwissenschaft im Bereich Kriminalität und Sicherheit.

„Wir beschränken uns nicht auf hochqualifizierte Experten, jeder Bürger kann mitmachen“

„Die Polizei löst Verbrechen mit bestimmten Methoden. In den meisten Fällen ist dies effektiv. Aber in einigen wenigen Fällen – wie Cold Cases – ist das nicht der Fall. Die Idee von Bureau Dupin ist es, eine neue Methodik bei der Handhabung solcher Fälle anzuwenden. Wir beschränken uns zum Beispiel nicht auf hochqualifizierte Experten, wir sind komplett inklusiv. Jeder Bürger kann mitmachen, ist gleich wichtig und Experte auf seinem Gebiet.

Die Mitglieder des Ermittlungskollektivs werden bei ihren Ermittlungen von der Polizei, der Justiz und der Staatsanwaltschaft unterstützt. Dies ist einzigartig, da diese Agenturen noch nie zuvor mit einer Gruppe von Bürgerermittlern zusammengearbeitet haben. Zum Beispiel veröffentlichte die Polizei letztes Jahr Fotos (im Online-Forum von Bureau Dupin) des Tatorts, die sowohl die Leiche von Marja Nijholt als auch ihre persönlichen Gegenstände zeigen.

Die Polizei teilte auch Telekommunikationsdaten (Codenummern) mit, die sie bereits vor neun Jahren während der Ermittlungen zu Nijholts Tod erhalten hatte. Dies ist ein Datensatz, der Informationen von Tausenden von Telefonen enthält, die in den Monaten vor und nach Nijholts Tod Kontakt miteinander hatten. Dieses Set enthält auch die Telefonkontakte von Nijholt. Da die Daten aus Datenschutzgründen pseudonymisiert werden, können die Mitglieder von Bureau Dupin diese Daten nicht direkt auf Telefonnummern und Namen zurückführen.

Sie können einen solchen Datensatz jedoch analysieren und Informationen über Telekommunikationsmuster und Standorte abrufen. Diese Aufgabe übernahmen Data-Science-Studenten der Jheronimus Academy of Data Science in Den Bosch. Unterstützt von Praxisprofessor Peter de Kock und Telekommunikationsspezialist René Pluijmers machten sie eine bemerkenswerte Entdeckung.

Bild: Femke Koppe

Die Datenanalyse wirft neue Fragen auf

JADS-Studenten entdeckten, dass Marja Nijholt wahrscheinlich nicht nur ein, sondern zwei Telefone im Einsatz hatte. Dies ist bemerkenswert, da dies zuvor in der Studie nicht aufgetaucht war. Außerdem weckt die Kennziffer 9104 die Aufmerksamkeit der Studierenden. Laut ihnen bezieht sich diese Codenummer auf das Hotel in Gronau, in dem Nijholt übernachtet hat. Am Morgen des 31. Dezember 2012 rief ein Holländer dieses Hotel an und erkundigte sich nach seiner Anwesenheit. Als der Hotelbesitzer Marja von diesem Telefonat erfährt, gerät sie in Panik und verlässt das Hotel. Sie nimmt den Zug zurück nach Enschede und fährt dann weiter nach Oss. Der Ort, an dem sie ihr Ende findet.

Wenn dieser Vorschlag richtig ist und die Codenummer 9104 tatsächlich auf das Hotel in Gronau verweist, dann zeigt der gleiche Datensatz, dass dieses Hotel in den letzten Tagen des Jahres 2012 dreimal angerufen wurde. Einer dieser Anrufe interessiert die Polizei nicht, weil es wurde begangen Vor Nijholt checkte im Hotel ein. Dieses Telefonat kann also nichts mit seiner plötzlichen Abreise nach Oss zu tun haben. Der dritte Anruf (genau wie der erste Anruf) liegt außerhalb des Umfragezeitraums. Es wurde begangen einmal Nijholt verließ das Hotel und war daher für die Polizei uninteressant.

JADS-Schüleranalyse wirft Fragen auf, die die Polizei noch nie zuvor gestellt hat

Dadurch bleibt nur ein Telefonanruf in der Timeline. Höchstwahrscheinlich wurde dieses Gespräch auf Nijholts Telefon geführt. Seine Codenummer stimmt – zumindest vermuten die Schüler – mit diesem Telefonanruf überein. Interessanterweise bedeutet dies, dass das Hotel während Nijholts Aufenthalt nur einmal angerufen wurde. Wohlgemerkt unter seiner eigenen Telefonnummer.

Als Ergebnis dieser Analyse durch JADS-Studenten stellen sich bei den Ermittlungen Fragen, die die Polizei zuvor nicht gestellt hatte: Wo war Nijholts Telefon am 30. Dezember um 18 Uhr? Hat sie das Hotel selbst angerufen oder hat jemand anderes ihr Telefon benutzt? Und war es gerade diese Glocke, die ihn so sehr erschreckte? Das sind Fragen, die bis heute unbeantwortet bleiben.

Datentool und die Weisheit der Masse

JADS-Studenten haben nun eine Reihe von Softwareprogrammen entwickelt, die es anderen Mitgliedern der Bureau-Dupin-Community ermöglichen, die Daten unabhängig zu analysieren. Community-Mitglieder können im Online-Forum eine „Meisterklasse“ verfolgen (oder zurückblicken), in der Telekommunikationsexperte René Pluijmers die Verwendung dieser Software erklärt: „Diese Software bietet Dateneinblicke in einer Form, die der Polizei 2013 noch nicht möglich war. Damit verbindet Bureau Dupin moderne Data Science mit dem fundierten Wissen anderer Mitglieder. Auf diese Weise hoffen wir – durch die Weisheit der Masse – einen Durchbruch in der Untersuchung zu erzwingen“, sagt De Kock.

Zusammenarbeit JADS und Polizeieinheit Ost-Brabant

Dass die Beteiligung von JADS-Studenten an polizeilichen Ermittlungen mehr Geschmack hat, geht aus dem neuen Rahmenabkommen zwischen JADS und der Polizeieinheit Ost-Brabant hervor. „Die Polizei ruft jetzt häufiger JADS-Studenten um Hilfe. Für sie ist es absolut wertvoll, mit JADS-Studenten zusammenzuarbeiten. Data Science ist ein relativ junger Beruf. Daher ist es wichtig, Zugang zu den besten und neuesten Techniken auf diesem Gebiet zu haben. Die Studenten haben viel Wissen und Fähigkeiten im Haus und sind direkt in die Forschung eingebunden“, sagt De Kock.

Darüber hinaus findet De Kock die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Polizei und Staatsanwaltschaft wertvoll: „Es verbessert die Qualität einer Untersuchung, wenn die Polizei Techniken, Denkweisen und begeisterte Studenten einsetzt. Es begeistert die Schüler auch dafür, Polizist zu sein.

Übrigens hofft De Kock auf eine stärkere Beteiligung von Studenten anderer Fachrichtungen in der Zukunft: „Ich begrüße die Tatsache, dass Studenten anderer Studienrichtungen an der Tilburg University an diesem Kollektiv teilnehmen. Beispielsweise können Jurastudenten bei rechtlichen Fragen helfen. Sie können beispielsweise Recherchen zur AVG (Allgemeine Datenschutzverordnung ed.) durchführen oder die rechtliche Seite dieser neuen Zusammenarbeit beleuchten. Dies gilt auch für Studierende mit eher ethnologischem Hintergrund. Verhaltens- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse sind in dieser Forschung äußerst wertvoll.

Die Ermittlungen des Bureau Dupin dauern noch an. Möchten Sie mehr über Forschung erfahren? Dann hören Sie sich die Podcast-Serien „De New Years Murder“ und „Op het Bureau“ in Ihrer bevorzugten Podcast-App an. Im Herbst 2022 sendet Videoland eine vierteilige Dokumentarserie zu dieser Recherche. Wollen Sie darüber nachdenken oder haben Sie einen Rat? Dann geh zu www.bureaudupin.org.

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Poldie Hall

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