Café des sciences > Komplexität durchschauen

Montag, 17. Oktober 2022 19:30 Uhr bis 22 Uhr

Alles, überall, gleichzeitig. Die Welt ist ein großes dynamisches Gewirr von Wesen, die sich im Chaos befinden oder sich selbst zu den wundersamsten und zunehmend komplexen Systemen wie Molekülen, Zellen, Organismen und Ökosystemen organisieren. Dieses Set entwickelt sich durch alle Interaktionen und die Zukunft entfaltet sich. Welche Zukunft ist das genau? Es klingt wie eine Kristallkugelfrage.

Traditionell beschränken sich Wissenschaftler häufig auf die Untersuchung separater Subsysteme aus der Sicht einer bestimmten Domäne. Die Komplexität macht es jedoch unmöglich, alle Eigenschaften aus einem einzigen Blickwinkel zu beschreiben, und lässt uns im Dunkeln, wenn es um das Verständnis und den Umgang mit aufkommenden realen Phänomenen wie psychischen Erkrankungen, Pandemien und Klimawandel geht.

In den letzten Jahrzehnten hat in dieser Hinsicht eine wesentliche Evolution stattgefunden und die Grundlagen für einen neuen transversalen Zugang zu Komplexität gelegt, den der „komplexen adaptiven Systeme“. Es konzentriert sich in der Abstraktion auf Universalitäten wie Informationen, Netzwerke und Interaktionen.

Am Abend des 17. Oktober empfängt das Science Café zwei Hauptprotagonisten, Peter Sloot (UvA) und Igor Nikolic (TUD), die diese unglaublich faszinierenden und relevanten Entwicklungen vorstellen, überraschen und diskutieren werden.

Getrieben von großen Fragen arbeiten Sloot und seine Gruppe an einer informationstheoretischen Grundlage für die Komplexitätswissenschaft. Die Natur wird als komplexes System gesehen, das „Informationen verarbeitet und so seine eigene Zukunft berechnet“. Heute Abend wird er diese Idee und die Suche nach dem „Rechenalgorithmus“ auf ansteckende Weise erklären, sowie die Erkenntnisse und Anwendungen, die daraus entstanden sind. Der ultimative Lackmustest für das Verständnis ist die Einhaltung.

Um der Welt einen effektiven und fundierten Schubs in eine nachhaltige Richtung zu geben, versucht Nikolic, die sozio-technologische Komplexität unserer Gesellschaft in all ihren Facetten in agentenbasierten Modellen zu erfassen, um realistische Zukunftsszenarien zu simulieren. Anhand seiner überwältigenden Simulationen demonstriert er die Leistungsfähigkeit des Denkens in komplexen Systemen. Insgesamt ist die Komplexität heute Abend vielleicht am greifbarsten im modernen Jazz und den virtuosen Improvisationen der deutschen Edelband Lanzensticker.

Helfried Beck

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