Bewertungen | Ohne Öl steht der deutsche Wirtschaftsmotor still

Über die Folge

Wer dieses Jahr durch die Schweiz gereist ist, weiss es bereits: Der Schweizer Franken ist deutlich teurer geworden. Die Haupterklärung für den starken Rückgang des Euro ist, dass viele Anleger befürchten, dass die Europäische Union politisch und wirtschaftlich an eine Wand stößt.

Politik, denn die italienischen Wahlen stehen bevor. Wir haben noch einen Monat vor uns, aber es verspricht spannend zu werden. Wenn Fratelli d’Italia (Brüder von Italien) die größte Partei wird, stehen die Chancen gut, dass es eine erste Premierministerin geben wird. Giorgia Meloni wird dann neben der Lega und Forza Italia unseres alten Freundes Silvio Berlusconi eine rechtsextreme Regierung führen. Und alt meine ich wörtlich, er ist fast 86 Jahre alt.

Einer der Kernpunkte in den Parteiprogrammen dieser rechten Parteien ist die Neuverhandlung der Konditionen des mehr als 200 Milliarden Euro schweren Hilfspakets der EU. Dadurch werden die Beziehungen zu Brüssel gestärkt. Die Italiener denken: Die Deutschen werden doch zugeben, dass sie das schon immer getan haben.

Aber dann kommen wir zum zweiten Punkt. Deutschland war schon immer der Wirtschaftsmotor Europas, doch heute droht diesem Motor das Öl auszugehen. Aus meinen Erfahrungen im Auto in meiner frühen Kindheit weiß ich, dass es nicht gut läuft. Vor dem Krieg in der Ukraine zahlte Deutschland jährlich 72 Milliarden Euro für Energie ans Ausland. Dieser Betrag wird bis 2022 auf 150 Milliarden Euro steigen. Das entspricht 2 % der gesamten deutschen Wirtschaft. Und die Energiepreise steigen weiter, sodass die Rechnung im nächsten Jahr noch höher ausfallen wird. Das ganze Geld fliegt aus dem Land, ohne zusätzliche Waren im Gegenzug.

Erstmals seit Ewigkeiten gibt es daher ein Handelsbilanzdefizit. Auch der gesamtwirtschaftliche Schaden ist größer, da Energie nur ein Inputfaktor ist.

Gleichzeitig werden die Aussichten für Deutschlands größten Abnehmer China zunehmend düsterer. Chinas Zentralbank versucht mit einem niedrigeren Zinssatz zu stimulieren, aber das hilft nicht viel. Und als ob das nicht genug wäre, sieht man den Grund des Rheins, der sich sehr negativ auf die Verkehrsströme und damit auch auf die Wirtschaft auswirkt. Und Deutschland will seine Bürgerinnen und Bürger in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten unterstützen. Auch die Staatsfinanzen werden stark belastet. Insgesamt wurde bei diesem Kurs schnell der Treasury Floor erreicht.

Deshalb sind die italienischen Wahlen spannend und wichtig. Gewinnen die Brüder, verspricht der Herbst in Brüssel heiß zu werden. Den Spruch „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ habe ich schon mehrfach in der deutschen Presse gesehen. Und ja, es ging immer um den Euro und Italien. Sobald es fertig ist.

Über die Chronik von Corné van Zeijl

Corné van Zeijl ist Analyst und Stratege beim Vermögensverwalter Actiam und investiert auch privat. Antwort über corne.vanzeijl@actiam.nl. Lesen Sie diese Kolumne auch jeden Donnerstag im DF.

Adelbert Eichel

"Preisgekrönter Organisator. Social-Media-Enthusiast. TV-Fan. Amateur-Internet-Evangelist. Kaffee-Fan."

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