Audi enträtselt 8 Selbstfahrmythen

  • Wie werden selbstfahrende Autos die Welt der Mobilität verändern? Einblicke gibt die Studie „SocAIty“ der &Audi-Initiative
  • Von Mythen umwobene Technik. Was wahr ist?

Wird das autonome Auto bald Realität? Und wie sollte sich unsere Einstellung ändern, damit autonomes Fahren breite Akzeptanz findet? Diesen und weiteren Fragen geht die &Audi Studie „SocAIty“ nach, die gemeinsam mit renommierten Experten erstellt wurde. Die Forschung deckt auch eine Reihe verbreiteter Mythen rund um das Thema selbstfahrende Autos auf. Was ist wahr … und was nicht?

Mythos Nummer 1:
Selbstfahrende Autos werden bald ganz normale Autos sein. Nur ohne Fahrer.

Gerade die Aerodynamik spielt bei der Reichweite von Elektroautos eine große Rolle und wird auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Autos der Zukunft spielen. Das Erscheinungsbild von Autos und anderen Fortbewegungsmitteln wird sich mit zunehmender Automatisierung nicht dramatisch verändern. Klar ist, dass sich das Design zukünftig auf das Interieur konzentrieren wird. Der Komfort der Insassen steht im Vordergrund. Beispielsweise werden in bestimmten Nutzungssituationen die Sitze nicht mehr zwingend in Fahrtrichtung ausgerichtet sein. Diese Gestaltungsfreiheit bietet jedem Bewohner vielfältige Möglichkeiten: kommunizieren oder entspannen, arbeiten oder sich vorübergehend vom Alltag zurückziehen. Der Fahrgastraum wird maximiert, indem alles, was nicht mehr benötigt wird, wie Pedale, Schalthebel und Lenkrad, vorübergehend ausgeblendet wird.

„Durch die Digitalisierung können wir Mobilität noch sicherer, persönlicher und vor allem smarter machen. Das Ziel ist, dass sich unsere Autos nahtlos in den Alltag unserer Kunden einfügen. So schaffen wir echten Mehrwert – geben den Insassen wieder Zeit für die Dinge, die ihnen wichtig sind“, sagt Oliver Hoffmann, Audi Vorstand für Technische Entwicklung.

Mythos Nummer 2:
Sobald die Software entwickelt und verfügbar ist, werden selbstfahrende Autos überall fahren können.

Um selbstfahrende Autos auf die Straße zu bringen, bedarf es absolut zuverlässiger Software, die überall Sicherheit garantiert. Also nicht nur für das Auto und seine Insassen, sondern auch für seine Umwelt. Dadurch wird sich das Gesicht unserer Städte nach und nach verändern: So soll die Infrastruktur beispielsweise um smarte Ampeln und Straßensensoren erweitert werden. Städte werden immer digitaler und bieten ein Ökosystem, das an die wachsende Zahl automatisierter Fahrzeuge angepasst ist. Das macht Städte sicherer und entspannter; im Idealfall verläuft der Verkehr ohne Störungen oder Staus.

Mythos Nummer 3:
Selbstfahrende Autos machen das Fahren weniger spaßig.

Dieser Mythos hält viele Autofans wach: Zur Rolle des tatenlosen Beifahrers verdammt zu sein. Einige befürchten, dass ihr Auto sie daran hindern wird, Gas zu geben und selbst zu lenken. Aber das Gegenteil ist der Fall: Selbstfahrende Autos werden dem Fahrspaß kein Ende bereiten. Kein Bauunternehmen wird seine Kunden davon abhalten, selbst zu steuern, wenn sie das wollen. Fahrzeughalter werden in Zukunft immer die Wahl haben, selbst zu fahren oder in unangenehmen Situationen wie Anhalten und Anfahren im Autobahnverkehr die Kontrolle an das Auto abzugeben.

Mythos Nummer 4:
Selbstfahrende Autos sind anfällig für Hacker.

Nicht wahr. Selbstfahrende Autos sind nicht anfälliger als selbstfahrende Autos. Allerdings könnten die Auswirkungen eines Hacks auf die sicherheitsrelevanten Systeme eines selbstfahrenden Autos schwerwiegender sein. Aus diesem Grund entwickeln die Hersteller ständig Maßnahmen, um Autofahrer vor Cyberangriffen zu schützen und die Schutzmechanismen innerhalb und außerhalb des Autos zu verbessern. Mit der zunehmenden Vernetzung von Autos mit ihrer Umgebung steigen auch die Bemühungen, eine zuverlässige und stets aktuelle Cybersicherheit zu gewährleisten.

Mythos Nummer 5:
Selbstfahrende Autos benötigen weniger Parkraum.

Stimmt nicht, selbstfahrende Autos brauchen nicht weniger Parkraum. Aber sie werden die Parkplätze effizienter nutzen. Zudem könnte die Fahrzeugdichte in Ballungsräumen sinken, wenn immer mehr Autos geteilt werden.

Mythos Nummer 6:

Die Technologie ist bereits da, aber es fehlen noch Gesetze zum autonomen Fahren.

Zwar scheint die technologische Entwicklung in Ländern wie den USA oder China schneller zu sein als in Europa. Richtig ist aber auch, dass der deutsche Gesetzgeber schon früh einen rechtlichen Rahmen geschaffen hat, der bei der Entwicklung und Einführung von Technologien für selbstfahrende Autos die Sicherheit an erste Stelle setzt. Deutschland gilt diesbezüglich sogar international als Vorreiter. Seit 2017 dürfen autonome Fahrsysteme unter bestimmten Voraussetzungen Handlungen unterstützen, die bisher ausschließlich in der Verantwortung des Menschen lagen (SAE Level 3). Im Juni 2021 wurde ein gesetzlicher Rahmen erlassen, der es autonomen Fahrzeugen – Level 4 und höher – erlaubt, am öffentlichen Verkehr teilzunehmen. Allerdings nur in bestimmten Bereichen (z. B. Pendelverkehr von A nach B und Pendler – Busse auf ausgewiesenen Linien). Dieses Gesetz ist ein erster Schritt hin zu einer stärker integrierten Regulierung, an der derzeit intensiv gearbeitet wird. Tatsache ist also, dass die Strafverfolgungsbehörden die Entwicklung nicht blockieren. Sie folgen einfach dem gesetzlich festgelegten Grundsatz, dass Sicherheit an erster Stelle steht.

Mythos Nummer 7:
Autonome Fahrzeuge entscheiden im Extremfall über Leben und Tod.

Beim autonomen Fahren entscheidet nicht das Auto, sondern der Mensch, der das Auto programmiert hat. Das Auto macht nur das, was die Software ihm sagt. Studien zeigen, dass Autos deutlich weniger anfällig für menschliche Fehler sind als Menschen selbst. Selbstfahrende Autos zum Beispiel ermüden auch auf den längsten Strecken nicht.

Viele Menschen fragen sich, ob eine Maschine in einer Gefahrensituation die richtige Wahl treffen kann. Es ist nicht das erste Mal, dass eine solche Frage auftaucht. Tatsächlich werden diese ethischen Fragen seit Jahrzehnten diskutiert, wie das sogenannte „Trolley-Problem“ zeigt. Dieses Gedankenexperiment fordert Sie auf, sich eine Situation vorzustellen, in der jemand einen außer Kontrolle geratenen Karren auf ein vorbeifahrendes Abstellgleis lenkt, auf dem eine Person steht. Dies rettet das Leben von fünf Personen, die an der Originalstrecke befestigt sind. Ist es eine Straftat? Soll die Person lieber gar nichts tun? Oder hat der Einzelne richtig gehandelt und damit den größtmöglichen Schaden vermieden?

Die Entwicklung des autonomen Fahrens hat diese Diskussion wiederbelebt. Aber in der Studie sagen Experten, dass ein selbstfahrendes Auto in einer gefährlichen Situation keine eigene Entscheidung trifft, sondern die Software dies basierend auf den Entscheidungen der Hersteller trifft. Es kann und wird nur die ethischen Entscheidungen und Werte der Menschen übernehmen, die es gestalten – und wird sie ohne eigene Interpretation anwenden.

„Im Gegenteil, wir müssen eher theoretischen Dilemmata mehr Aufmerksamkeit schenken, um die wirklichen Probleme anzugehen, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, wie etwa Fragen der Haftung und Risikobewertung“, sagte Christoph Lütge, SocAIty-Experte.

Mythos Nummer 8:
Aufgrund der Technologie sind selbstfahrende Autos so teuer, dass sich nur wenige Menschen sie leisten können.

Die Entwicklung autonomer Autos erfordert erhebliche Investitionen. Kurz- und mittelfristig wird dies natürlich Auswirkungen auf den Preis eines autonomen Autos haben. Aber auf lange Sicht – also wenn sie serienreif sind und sich die Entwicklungskosten entsprechend amortisiert haben – werden die Preise sinken. Zudem wird die zu erwartende Erhöhung der Verkehrssicherheit die Schäden durch ein selbstfahrendes Auto deutlich reduzieren. Dies wiederum dürfte Reparatur- und Versicherungskosten reduzieren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die erwartete Entwicklung der Mobilitätsnutzung. In Ballungsgebieten werden einige autonome Fahrzeuge eher Mobilitätsanbietern als Einzelpersonen gehören oder gemeinsam genutzt werden. Auch dies erhöht die Effizienz der Nutzung und wirkt sich positiv auf die Kosten aus.

19 renommierte Experten aus aller Welt haben im vergangenen Jahr an der Entwicklung der &Audi-Studie „SocAIty – Autonomes Fahren auf dem Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz“ mitgewirkt. Die Forschung umfasst Themen wie Gesetzgebung, Ethik und Daten. Klicke auf hier zum Download der 76-seitigen Studie.

Helfried Beck

„Analyst. Totaler Alkoholkenner. Stolzer Internet-Fan. Ärgerlich bescheidener Leser.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert