Ankie hat fünfzig Jahre lang recherchiert, weil sie alles wissen wollte

Theodor Holmann

Sie können das Diptychon auf NPO 1 sonntags und montags um halb zehn sehen Ankie, die olympische Witwe. Dieser Dokumentarfilm von Twan Huys und Evert-Jan Offringa konzentriert sich auf die Suche nach der israelischen Korrespondentin Ankie Rechess. Ihr Mann André Spitzer, 1972 Mitglied der israelischen Olympiamannschaft, wurde vor 50 Jahren Opfer des sehr blutigen Anschlags palästinensischer Terroristen auf das Olympische Dorf in München. Ankie will genau wissen, was passiert ist.

Ich durfte die Doku anschauen.

Was Sie sehen werden, ist beeindruckend, spannend und bewegend. Für mich war es ein Bild der Zeit.

Was mir besonders damals auffiel, waren mehrere Dinge.

Sie sehen Gespräche mit palästinensischen Beamten und mit Angehörigen der Terroristen. Und das stellt gleich das erste Dilemma dar. Sie sehen ihre Freunde und Familienmitglieder als Helden und rechtfertigen ihre Terrorakte. Die Vergänglichkeit der Moral wird in diesen Szenen erschreckend deutlich.

Der israelische Geheimdienst Mossad verfolgte die Terroristen. Sie liquidierten versehentlich einen marokkanischen Kellner, dessen Frau schwanger war.

Ankie, die damals bei ihrer zweijährigen Tochter wohnte, trifft diese Frau und beide kommen zu dem Schluss, dass Hass sinnlos ist. Sie haben zwei Frauen gesehen, beide Opfer, die sich in Amsterdam treffen, aber beide scheinen aus verschiedenen Teilen der Geschichte zu stammen. Hat Ihnen diese Szene Hoffnung gemacht? Vielleicht muss man manchmal viele Worte verstecken, dachte ich.

Ankie hat fünfzig Jahre lang recherchiert, weil sie alles wissen wollte. Dabei geriet sie immer wieder in Konflikt mit der deutschen Bürokratie. Sie wollten ihm einfach nicht alle Fakten mitteilen. Die Akten darin blieben geschlossen. Wieso den?

Natürlich hatten die Deutschen Fehler gemacht. Hätten einige der israelischen Liquidationen vermieden werden können? Wurden schuldhafte Fehler gemacht? War die Befreiungsaktion nicht amateurhaft? Und dann diese erschreckende Ankündigung: Die Spiele müssen weitergehen! Als wäre nie etwas gewesen.

Wieder die Moral einer Scheißfliege. Twan Huys und seinem Team gelang es, durch Hebeln, Drücken und Ziehen in wichtige palästinensische Behörden einzudringen und Akten aufzudecken.

Und nun?

Der Mörder von André Spitzer lebt noch. Er war bereit, für Geld zu reden.

Ankie war schockiert, als Twan ihr das erzählte. Das hätte ihr wirklich gefallen. Schließlich zahlen Sie nicht für dieses Zeug.

Die Dokumentation löst ein Puzzleteil, das wohl nie vollständig zusammengesetzt werden wird.

Theodor Holmann (1953) ist Kolumnist, Schriftsteller, Fernseh- und Radioproduzent. Jeden Tag außer sonntags können Sie seine Kolumne hier lesen. Lesen Sie alle seine Kolumnen in den Archiven.

Reagieren? t.holman@parool.nl.

Poldie Hall

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